Iltalitn. i(Nov. I8 Dei. S.) 337
18.—20. November. Der deutsche Kronprinz durchreist auf
dem Wege nach Spanien Oberitalien und schifft sich in Genua ein.
Derselbe wird dabei von der italienischen Vevölkerung überall von
Demonstrationen herzlicher Zuneigung begleitet.
19. November. Ein königliches Dekret setzt schon jetzt eine
Kommission ein, um die Frage zu prüfen, wie Italien sich bei Ab-
lauf der lateinischen Müngkonvention im J. 1885 verhalten solle.
19. November. Der Gemeinderat von Nom erörtert die Frage,
ob der Religionsunterricht an den dortigen Volksschulen wie bisher
ausschließlich durch Laien, wodurch viele Kinder den klerikalen Pri-
vatschulen zugetrieben wurden, oder fortan ausschließlich durch Geist-
liche erteilt werden soll, und beschließt. daß er fortan geeigneten,
vertrauenswürdigen Personen übertragen werden solle, gleichviel ob
dieselben Laien oder Geistliche seien. Die Teilnahme am Religions-
unterricht ist indes für die Kinder nur fakultativ, nicht obligatorisch.
23. November. Aus den von der Kommission für die Landes-
befestigung aufgestellten Prinzipien ergibt sich, daß diese, wenn sie
den heutigen Anforderungen von Sicherheit im Falle eines Krieges
entsprechen sollte, mindestens eine Milliarde Fr. kosten würde. Zu-
nächst ist die Aufbringung einer solchen Summe soviel als un-
möglich.
25. November. Großes Bankett der Pentarchen in Neapel
und Aufstellung eines Programms, das indes allgemein als sehr
schwach beurteilt wird.
26. November. Wiederzusammentritt der Kammern. Der
Finanzminister legt der II. Kammer das Budget für das erste Halb-
jahr 1884 und dasjenige für das ganze Finanzjahr 1884,85 vor.
Das erstere zeigt einen überschuß von 2 Mill., das letztere einen
solchen von 7 Mill. Diese überschüsse sollen hauptsächlich und zu-
nächst für Vervollständigung der Armee und der Marine verwendet
werden.
Ende November. II. Kammer: bei den Kommissionswahlen
der Kammer unterliegen die Kandidaten der Pentarchen durchweg
denjenigen der Regierungspartei. Dieselben bringen es nicht viel
über ein Drittel aller Stimmen.
8.— 15. Dezember. Der angekündigte Besuch des deutschen
Kronprinzen und daß derselbe bei dieser Gelegenheit auch den Papst
besuchen wolle, beschäftigt den Ouirinal, den Vatikan und die öffent-
liche Meinung sehr lebhaft und fast ausschließlich. Die letztere be-
Schulthess. GEurop. Geschichtslalender. XXNIV. BVd. 22