Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1883. (24)

340 Dir Römische' Kurir. (Olt. Dej. 23.) 
bereits seit geraumer Zeit als Geh'lfe des Generals und der Papst 
bestätigt die Wahl ohne Anstand. 
7. Oktober. Der Papst empfängt einen Pilgerzug von ca. 
8000 italienischen Laien aus allen Teilen Italiens in der Peters- 
kirche, wo sich überdies mehr als 10,000 Personen aus der Stadt 
einfinden. 
Ihr Benehmen ist indes wenig anständig. Es wird gerufeu: Es lebe 
der Papst! Hoch unser König, unser wahrer Herrscher, der echte Imperator 
Roms! Ein Mitglied des Vereins der katholischen Ingend ruft jogar: Nieder 
mit Humbert!, wird aber von päpstlichen Gendarmen gebeten, mit ihnen die 
Kirche zu verlassen. Der Lärm ist so groß, daß die Ansprache des Papstes 
nur von den Wenigsten verstanden werden kann. 
17. Dezember. Der Papst empfängt den deutschen Kron- 
prinzen im Vatikan (s. Deutschland). Die Begegnung bleibt vorerst 
ohne sichtbare oder spürbare Folgen. Der Papst läßt durch seine 
Nuntien an den katholischen Höfen keinen Zweifel darüber, daß er 
beim dentschen Kronprinzen als einem protestantischen Fürsten eine 
Ausnahme gemacht habe, daß er aber keinen katholischen Fürsten 
empfangen werde, der gleichzeitig auch die königlich italienische Fa- 
milie besuche. Die Erklärung soll dem Kaiser von Oesterreich und 
dem König von Spanien einen Besuch in Rom von vorneherein 
unmöglich machen. 
23. Dezember. Weihnachtsansprache des Papstes an die Kar- 
dinäle, in der er neuerdings „unsere traurige Lage hier in Rom“ 
beklagt und des näheren schildert und dann u. a. auch bemerkt: 
. Die vierte Sakularfeier der Geburt des Häresiarchen Luther 
bot besonders der schlechten Presse Italiens reichlichen Stoff zu schamlosen 
Anklagen und blutigen Schmähungen gegen den apostolischen Stuhl. Man 
nahm nicht Anstand, jenen ruchlosen Apostaten bis zum Himmel zu er- 
heben, und der Hauptgrund der ihm gespendeten Lobsprüche war sein offener 
Aufruhr gegen die Antorität der katholischen Kirche und sein grimmiger 
Kampf gegen das Rapsitum. Und heute mangelt es nicht an Anzeichen einer 
schlimmeren Zukunft
	        
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