12. Die ottomauische Pforte,
die Balkanstaaten und Agypten.
1. Die ottomanische Pforte.
10. Jannar. England teilt die an die Mächte gerichteie Nole
beg. seiner Absichten in Agypten (s. England 3. Jannar) auch der
Pforte mit, jedoch, wie es scheint, in etwas anderer Fassung, um
einen näheren Zusammenschluß der Pforte mit Frankreich zu ver-
hüten. Ohne Zweifel erkennt darin England die Suzeränetät des
Sultans über Agypten unummunden an; aber diese Suzeränelät ist
eine lediglich nominelle: thatsächlich gesteht ihm England auch nicht
den allermindesten Einfluß in Agypten zu.
16. Januar. Der Minister des Auswärtigen, Narifi P.,
richtei eine Zirkulardepesche an die Mächte, in der er auf die end-
liche Lösung der bulgarischen Tributfrage und die Feststellung des
Serbien, Montenegro und Griechenland zur Last fallenden Anteils
an der türkischen Staatsschuld drängt:
„Nachdem die h. Pforte alle Verpflichtungen, welche ihr der Berliner
Vertrag anferlegte, getreulich erfüllt hat, ist sie in ihrem Rechte, wenn sie
sich der Erwartung hingibt, daß die anderen beteiligten Parteien dasselbe
thun werden.“
10. Februar. Der Sultan wünscht die zeitweilige Aufnahme
zur Ausbildung einer Anzahl türkischer Offiziere ins deutsche Heer.
Der deutsche Kaiser ist bereit, auch diesem Wunsche zu entsprechen.
20. Februar — 9. Mai. Da die Amtsdauer Rustem P. als
christlichen Gouverneurs des Libanon demnächst abläuft, treten die
Vertreter der Großmächte in Konstantinopel als Libanon-Konfereng
zusammen, um sich unter sich und mit der Pforte über eine Ver-
längerung seiner Vollmachten oder eine Neuwahl zu vereinbaren.
Rustem P. hat während seiner Amtsführung die Ruhe und Ord-