Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1883. (24)

404 Vereinigle Slaalen von Hordamerika. (Ott. 1 2½.) 
stellen wird. Aber der vollgefüllte Bundesschatz wird kaum schwer daran 
zu tragen haben, und überdies wird der unvermeidliche Ausfall der ersten 
Zeit bald geung wieder verschwinden. Im amerikanischen Staatshaushalt 
hat die Post nicht die Aufgabe, eine Einnahmequelle zu bilden, sondern nur 
die, sich * selbst zu erhalten. 
6.—S. Oktober. Die deutsche Kolonie in Philadelphia feiert 
das 200ährige Jubiläum der ersten Ankunft deutscher Kolonisten 
in dieser Stadt. 
13. Oktober. Die Oktoberwahlen sind in Jowa mit einer 
Mehrheit von 30,000 Stimmen zu Gunsten der republikanischen, 
in Ohio dagegen wieder wie schon im vorigen Jahr zu Gunsten 
der demokratischen Partei ausgefallen. Der Sieg ist ein vollstän- 
diger, doch war die Mehrheit der Demokraten eine geringere als 
voriges Jahr und betrug nur 12,000 Stimmen auf 700,000 Ab- 
stimmende. 
Die Presse erörtert neuerdings die Frage, ob zu diesem Nesultat nicht 
wesentlich der Temperenzfanatismus der repnblikanischen Partei beigetragen 
habe und vb nicht diese Partei endlich des ihre rein politischen Interessen 
beständig Ichädigenden Bündnisses mit den Prohibitionisten überdrüssig werden 
würde. Die Frage wird meistens mit „Ja“ beantwortet. Aber man wird 
sich doch hüten müssen, diesem „Ja“ gar zu hastig beigustimmen. Der Tem- 
perenzsangtismus, der Gedanke, daß eine Nation auf dem Wege des gesetz- 
lichen Verbols der Fabrikation und des Genusses berauschender Getränke zu 
größerer Mäßigkeit erzogen werden könne, ist viel zu tief in den Verhält- 
nissen des Landes und dem Charakter seiner Bevöllerung begründet, als daß 
ihn eine handvoll Niederlagen verdrängen könnten. Er hat solche Nieder- 
lagen schon zu Dubenden überlebt und dafür auf der andern Seite auch 
jeine unleugbaren Siege errungen. Von den Neuenglandstaaten und aus 
dem rein puritanischen Westen hat er sich jett. nach den Mittelstaaten und 
von ihnen über den Mississippi sort bis nach Jowa und Kansas verbreitet. 
überall ist er, trotz des großen Bevölkerungs bbruchteils, den daselbst! das frei- 
sinnige und freiheitliche dentiche Element bildet, eine lebendige Frage, ja, 
sogar eine Macht. 
20. Oktober. Endlich kommt ein Friedensvertrag zwischen 
Chile und Peru zustande, natürlich sehr zu Gunsten des siegreich 
gebliebenen Chile. Dieses, dessen gesamtes Gebiet bisher in der ge- 
mäßigten Zone lag, wird nach den Bestimmungen des Vertrags 
sich fortan bis weit über den Wendekreis hinaus erstrecken. 
26. Oktober. Der eben abgeschlossene Frieden zwischen Chile 
und Peru kann als gesichert angesehen werden, nachdem die Haupt- 
veste der noch verbliebenen Gegner des Generals Iglesias gefallen 
und mit ihr die sog. Negierung von Arequipa zusammmengebrochen 
ist. Arequipa ergibt sich an diesem Tage den Chilenen ohne Kampf. 
Vizepräsident Montero flüchtet und die Truppen erklären sich für 
Iglesias, der in Lima zum Präsidenten ausgerufen wird.
	        
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