28 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (19. Febr.)
zeichneten Unglücksfälle zuzulassen. Die Versicherung ist zu bewirken bei ge-
nossenschaftlichen Verbänden, über deren Bildung, Rechte und Pflichten ge-
setzliche Bestimmungen erlassen werden. II. Bezüglich des Erlasses eines Ge-
setzes, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, hält er es für dringend
geboten, die in der Land= und Forstwirtschaft beschäftigten Arbeiter mit Aus-
schluß des Gesindes in die Kategorien derjenigen Arbeiter zu versetzen, für
welche die Versicherung in einer Krankenkasse obligatorisch ist, daneben jedoch
einer Gemeinde oder einem weiteren Kommunalverband unter Genehmigung
der höheren Verwaltungsbehörde die Befugnie zuzugestehen, für ihren Bezirk
die Versicherungspflicht aus zuschließen." Schließlich spricht sich der deutsche
Landwirtschaftsrat gegen eine obligatorische allgemeine deutsche Hagel-
versicherung aus in Erwägung „der Unmöglichkeit, den hagelgefährdenten
Gegenden anders als durch überwälzung eines Teils der ihnen durch die
natürlichen Verhältnisse zukommenden Prämie mittelst eines mehr oder weniger
ausgleichenden und damit ungerechten Verteilungsmaßstabes auf die minder
gefährdeten Bezirke und Länder Erleichterung zu verschaffen, und der durch
eine derartige Maßregel hervorgerufenen mit höchst mißlichen Folgen verbun-
denen Verschiebung in den Wertsverhältnissen des Grundeigentums.“
19. Februar. (Preußen.) Die Nordd. Allg. Ztg. teilt mit,
daß der preußische Gesandte beim hl. Stuhle, Hr. v. Schlöger, be-
auftragt worden sei, von der Kurie die Veröffentlichung der Ant-
wort des Papstes auf den schon veröffentlichten Brief des Kaisers
vom 22. Dezember 1882 zu erwirken und daß die Kurie dem
Wunsche entsprochen habe. Die Nordd. Allg. Ztg. veröffentlicht denn
auch noch den ersten Brief des Papstes an den Kaiser, eine Note
v. Schlözers an Jacobini betr. die Anwesenheit des Erzbischofs
Ledochowski im Vatikan, die Note des päpstlichen Staatssekretärs
Jacobini vom 19. und die Antwort des Papstes an den Kaiser vom
30. Januar. Diese Aktenstücke lauten:
Erstes Schreiben des Papstes an den Kaiser vom 3. Dez.
1882 Mäjistät, Bei der unlängst stattgehabten Eröffnung des preußischen
Landtags haben Eure Kaiserliche und Königliche Majestät geruht, Ihrem Volke
Zeugnis von der Frende zu geben, welche Ihr Herz erfüllte über die Befestigung
Ihrer freundschaftlichen Beziehungen zu dem Oberhaupte der katholischen
Kirche, die der Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zu danken
sind. Diese für uns so verbindlichen Außerungen waren uns im höchsten
Grade willkommen und bewegen uns, Eurer Majestät dafür besonderen Dank
abzustatten, was wir mit lebhaftester Genugthuung unserer Seele thun.
Gleich von der übernahme des Pontifikats an haben wir in die edle und
hochherzige Gesinnung Ew. Majestät das Vertrauen gesetzt, daß wir den
Völkern, welche Ihrem mächtigen Zepter gehorchen, die Ruhe des Gewissens
und den religiösen Frieden würden zurückgegeben sehen, und jetzt sind wir
durch die Thatsache der wiederhergestellten diplomatischen Beziehungen und
die Teilnahme, welche Ewv. Majestät an der Erreichung eines so hohen und
so segensreichen Zieles nehmen, in diesem Glauben noch mehr bestärkt worden.
Ew. Majestät wissen bei Ihrer hohen Einsicht und Ihrer langen Erfahrung,
wie notwendig es ist, die Völker durch die Befolgung der religiösen Pflichten
zu der Erfüllung derjenigen Pflichten zurückzuführen, welche ihnen als Staats-
bürger und Unterthauen obliegen; heute zumal, wo die Gesellschaft in ihren