158 Pie Oeflerreichisch-Ungarische Monarchie. (Mai 17—19.)
werbegesetzes und des Antrags auf Einführung eines elfstündigen
Normalarbeitstages. Der letztere wird fast einstimmig, indes auf
Begehr der Linken mit 143 gegen 110 Stimmen eine ausnahms-
weise Zulassung der zwölfstündigen Arbeitszeit beschlossen. Die Ver-
handlungen wickeln sich im ganzen sehr ruhig ab.
17. Mai. (Ungarn.) Reichslag: Die zur endgültigen Rege-
lung der Fiumaner Frage enlsandte ungarische Regnikolar-Depulation
erstatlet ihren Bericht und knüpft daran folgende Beschlußanträge, mit
denen die Verlreter Fiumes sich einverstanden erklärt, gegen welche
die Vertreter Kroatiens dagegen entschieden Protest eingelegt haben:
daß für Fiume und Gebiet dieselbe Gesehgebung wie in Ungarn Gel-
tung habe, daß Fiume seine antonome Verwaltung auf Grund eines der
mmgarischen Regirrung zur Genehmigung Zu unterbreitenden Statuts regeln
lönne; daß die Kosten des Fiumaner Guberniums in den Budgets der be-
treffenden ungarischen Ressortministerien einzustellen jeien und die Finmaner
Staats beamten direlt dem betreffenden ungarischen Ressortminister unterstän-
den; daß Fiume in Kultusangelegenheiten direkt vom ungarischen Kultus-
minister abhänge, das Fiumaner Kollegiatkapitel! der Administration des
BVischojs von Zeugg (roatisches Küstenland), die Fiumaner griechisch-orien-
talische Gemeinde der Jurisdiktion des Bischofs von Karlstadt (ehemaliges
Militärkroatien) entzogen werde. Endlich wird ungarischerseits die Entfer-
nung des in Fiume neben dem ungarischen Staatsgymnasium bestehenden
kroatischen Gymnasiums proponiert. Die Durchführung der erwähnten Punkte
wäre natürlich gleichbedenlend mit der definitiven Beseitigung jedweden kroa-
tischen Einflusses auf die Geschicke der ungarischen Seestadt Finme. An eine
Zustimmung seitens der Kroaten ist sohin nicht zu denken. Inzwischen sind
aber einmal die Magyaren in Fiume — boati possidentes.
17. Mai (Kroatien.) Die Anarchisten Hischa und Srnec
werden in Agram wegen Hochverrats, Majestätsbeleidigung und Ve-
leidigung von Mitgliedern des kaiserlichen Hauses zu sechsjährigem
resp. fünfjährigem schwerem Kerker verurteilt. Montanelli und
Straub werden freigesprochen.
19. Mai. (Oesterreich.) In dem zu seiner Frühjahrsfession
zusammengetretenen Staatseisenbahnrate gibt Sektionsrat v. Czedik
folgende Erklärung ab, welche bestätigt, daß in der Frage der De-
zentralisierung der Eisenbahnen die polnischen Wünsche nicht erfüllt
werden:
„Ich nehme keinen Anstand, bei dieser Gelegenheit zu erklären, daß
ich die bei den verichiedensten Anlässen und auch in dem beabsichtigl gewe-
senen Antrage zum Ausdruck gekommenen Bejorgnisse über die bevorstehende
neue Organisation des Staatseisenbahnbetriebes keineswegs teile. Es ist in
der That richtig, daß die Direktion bereils seit Jahr und Tag aus eigener
Initiative und mit Rücksicht auf die zu gewärtigende Ausdehnung des Netzes,
sowie an der Hand der gemachten Erfahrungen Beratungen über die Erwei-
terung des Wirkungskreises der Oberämter eingeleitet hat. Ebenso ist es
außer Zweisel, daß der schon vor mehr als zwei Jahren vorzüglich mit