Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1884. (25)

164 Die Orcsterreichisch-Angarische Monarchie. (Juni Mitte — 20.) 
anarchistiichen Prinzipien und Anschaunngen Kappaufs teilten. Die sämt- 
lichen Angeklagten verwahren sich entschieden gegen diese Annahme, und sie 
bezeichnen übereinstimmend und jedenfalls nicht ohne Grund den Angeber 
Pronegg als einen durchtriebenen Verleumder und Lüguer. Das eigene Weib 
desselben sagt ihm in das Gesicht, daß er sie Zu einem Meineid habe ver 
leiten wollen. Die Aussage dieses Mannes, auf welcher die kirihasiant 
basiert ist, muß demnach mit Mißtrauen zausgenommen werden. An 
Gericht Icheimt dieser Ansicht zu sein. Die Strafen fallen auffallend 6. 
inde aus 
Milte Juni. (Oesterreich.) Der Unterrichtsminister Conrad ist 
geradezu unermüdlich in Gewährung von Schulbesuchserleichterungen. 
16. Juni. (Kroatien.) Landtag: Die Gravaminaldebatte 
nimmt nach zwölftägiger Redeschlacht schließlich ein für die Regie- 
rung und für Ungärn befriedigendes Ende. Die Adresse an den 
Kaiser wird aufgegeben und die Anträge des Elferausschusses werden 
modifiziert und stark ermäßigt. Den Ausschlag für die Regierung 
geben die serbischen Abgeordneten. 
17. Juni. (Bosnien und Hergzegowina.) Der Reichsfinanz- 
minister v. Kallay geht neuerdings dahin ab, um die dortigen Ver- 
hältnisse persönlich in Augenschein zu nehmen. 
18. Juni. (Oesterreich: Dalmatien.) Landtag: Die kroatische 
Mehrheit geht gegen die italienische Minderheit ebenso willkürlich 
als rücksichtslos vor. Die kroatisch ausgefallenen Ergänzungswahlen 
werden ohne weiteres agnosziert, die italienischen einfach kassiert. 
Die Geschäftssprache ist nun ausschließlich die kroatische geworden, 
die Protokolle werden nur in kroatischer Sprache verfaßt, die Tages- 
ordnung wird nur in dem Idiom der Majorität bekannt gegeben. 
Aus der Gleichberechtigung ist hier die Ungleichheit und die Nicht- 
berechtigung der Italiener geworden. So verfährt eine flavische 
Moajorität dort, wo sie keine Rücksichten beobachten zu müssen glaubt. 
19. Juni. (Oesterreich: Istrien.) Landtag: Die flovenische 
und kroatische Minderheit setzt es durch, sich im Landtag ihrer 
Sprache bedienen zu dürfen. Die z. Z. noch italienische Mehrheit 
muß es sich gefallen lassen. 
20. Juni. (Ungarn.) Allgemeine Wahlen zum Reichstag. 
Dieselben ergeben mit den Stichwahlen schließlich: 234 Liberale, 
60 Mitglieder der gemäßigien Opposition, 77 Unabhängige, 17 Anti- 
semiten, 16 Nationale, 9 Parteilose. Die liberale oder Regierungs- 
partei hat 4 weitere Sitze gewonnen: Tisza sitzt wieder fest im 
Sattel. 
Seine Majorität beträgt 56 Stimmen, zu denen in den meisten Fällen 
noch die 9 Parteilosen kommen werden. Gleichwohl weist das Wahlresultat
	        
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