180 Dir Oeslerreichisch-Angarische Monarchie. (Olt. 5—12.)
für Steiermark verfügt hatte. Dem Plaue der Gründung einer neuen Pro-
vinz Slovenien brauchte der Landtag selbst nicht entgegengutreten, da in dieser
Angelegenheit bereits der Landesausschuß ein Memorandum der Regierung
überreicht hatte.
5. Oktober. (Oesterreich: Salzburg.) Landtag: Ein vom
Fürstbischof, vom Landeshauptmann und von sämtlichen konserva-
tiven Abgeordneten untergeichneter Antrag verlangt die Wieder-
herstellung der 1620 gestifteten und 1810 unter bayerischer Herr-
schaft aufgehobenen Universität als freie katholische Hochschule oder
doch wenigstens die Errichtung einer katholischen Fakultät. Vorder-
hand fehlen aber die Mittel dazu noch gänzlich.
6. Oktober. (Oesterreich: Böhmen.) Landtag: Die Regie-
rung erklärt in der Gemeindekommission, daß sie dem Antrag Herbst
auf nationale Abgrenzung nur unter gewissen Bedingungen zustimmen
könnte. Barenther stellt einen Antrag auf Trennung des Landes-
schulrats in eine deutsche und eine czechische Sektion. Derfelbe wird
an eine in ihrer Mehrheit czechische Kommission gewiesen und damit
soviel als abgelehnt, obgleich die Czechen früher, als sie in der
Minderheit waren, den gleichen Antrag selber gestellt hatten.
7. Oktober. (Oesterreich.) Die Regierung ordnet „auf Grund
der von ihr getroffenen Anderungen in der Wahlberechtigung“ die
Auflösung der Wiener Handelskammer und Neuwahlen an. Nach
und nach soll die Maßregel auf alle Handelskammern ausgedehnt
werden. Das Motiv ist ein rein politisches.
9. Oktober. (Ungarn.) Prozeß gegen die Anarchisten Ne-
dakteur Prager und Kommis Fried wegen Hehlerei bei dem Raub-
mord an Bankier Eisert in Wien. Beide werden schließlich ver-
urteilt.
12. Oktober. (Ungarn.) Reichstag: Die Adreßkommission legt
ihren Entwurf einer Antwortadresse auf die Thronrede vor. Derselbe
verstärkt die in der Thronrede seitens der Regierung beobachtete
Haltung gegenüber Rußland noch und zwar nicht unerheblich. Der
betreffende Passus lautet:
uch dasjenige werden wir niemals verweigern, was für die
Sicherheit, des Staates unnmgänglich notwendig erscheint. Andererfeits er-
warten wir jedoch von der Regierung Eurer Majestät, daß die im Nuereie
der Sicherheit des Staates zu bringenden Opfer niemals über das Maß des
unerläßlich Notwendigen hinausgehen werden. In dieser Beziehung schöpfen
wir die erfreulichste Beruhigung aus der in der allerhöchsten Thronrede zum
Ausdrucke gelangten Hoffnung Eurer Mojestät, daß unsere friedliche Thätig-
keit durch auswärtige Verwicklungen nicht gestört werden wird, und diese
Beruhigung wird noch dadurch gesteigert, daß wir mit allen Staaten im