Die Oesterreichisch-Angarische Monarchie. (Nov. 10 -21.) 187
10. November. (Krvatien.) Die Eröffnung des Agramer
Akademiepalastes unter Mitwirkung des Bischofs Stroßmayer gibt
Anlaß zu einer großen füdflavischen Demonstration.
Die Akademie, welche durch die materielle und moralische Beihilfe
des Bischofs von Diakovar errichtet worden ist, hat den Namen und Charakter
einer südflavischen, und ihre Gründung ist dem Gedantken der Vereinigung
aller katholischen Südflaven zu einem Gemeinwesen entsprungen. Daher auch
die Bewegung, welche die Akademiefeier unter den Kroaten Dalmatiens und
den Slovenen Steiermarks und Krains hervorgerufen hat, welche bei dem
Feste in Agram repräsenliert sind.
II. November. (Oesterreich.) Der Unterrichtsminister v. Con-
rad richtet an sämtliche Landesschulbehörden einen Erlaß, in welchem
allem Anschein nach infolge des Vorgehens des Bischofs Rudigier
gegen mehrere Lehrer
angeordnet wird, daß in Ergänzung der bestehenden Lehrpläne in den
Bezirks Ichrerlanirrenen mit Genehmigung des Landesschulrates Detaillehr-=
pläne über die Ans wahl und Verteilung des Lehrstosses aus den Realien
auf die einzelnen Klassen der Volksschulen des Bezirkes festmistellen sind.
Der Kerupunkt und die Tendenz dieses Erlasses, welcher sich den Anschein
einer allgemeinen pädagogisch-didaktischen Verfügung gibt, liegt darin, daß
als Grundsatz aufgestellt wird, es sei bei den geschichtlichen Gegeuständen auf
das Sorgfältigste alles zu vermeiden, was geeignet wäre, „die religiösen Ge-
jühle der Schuljugend zu verlehen und die Grundlagen ihrer Anhänglichkeit
und Liebe zum gemeinsamen Vaterlande zu erschüllern“. Das ist unn aller-
dings ein selbstverständlicher Grundsah; es scheint jedoch. daß mit dessen
ausdrücklicher Normierung die Absicht verbunden ist, die juristische Grund-
lage zu gewinnen, um künftigen Veschwerden des Episkopales willfähriger
entgegenkommen zu können.
18. November. (Oesterreich-Ungarn.) Schluß der Session
der Delegationen. Die Regierung hat alle Ursache, mit dem Er-
gebnis derselben sehr zufrieden zu sein. An den Erfordernissen des
gemeinsamen Budgets für 1885 sind nur 220,000 Gulden abge-
strichen worden.
23. November. (Oesterreich: Krain.) In diesem vor wenigen
Jahren noch überwiegend deutschen Kronlande fällt nunmehr auch
noch die letzte deutsche Gemeindevertretung.
Nachdem in Laibach die Gemeindeverlretung den Slovenen ansgeliefert
worden war, fielen nacheinander auch die dentschen Gemeinderäte von Idria,
Rudolphs werth und anderen bedeutenderen Orten des Landes im Wahlkampfe;
nur in Adelsberg, wo man den Fremdenverkehr nicht schädigen wollte und
daher der nationalen Heße widerstand, blieben noch die Deutschen am Ruder.
Bei den eben staltgehabten Wahlen in den Gemeinderat siegten aber nach
mehrmonatlichen geheimen Agitationen und großen Anstrengungen auch hier
ie Slovene
21. Mroenber. (Ungarn und Kroatien.) Die Vertreter
Kroatiens im ungarischen Reichstage begeben sich in corpore zum