Eroßbrikannien. (Mai 17—28.) 215
wolle oder könne, die Zusicherung erteilen würde, daß kein Einwand dagegen
erhoben werde, wenn Deutschland diese Aufgabe jelbst übernehme. Vor einigen
Monaten sei an die Regierung der Kapkolonie von dem Auswärtigen Amte
die Aufrage gerichtet worden, ob sie bereit sei. Angra Pequenna und damit
zugleich die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Ordnung daselbst
zu übernehmen und die Kosten zu tragen. Zu dieser Zeit glaubte die Kap-
regierung, daß ihre Auslagen keine weitere Steigerung ertragen, und erklärte,
mit der Sache nichts zu schaffen haben mu wollen. Während der letzten Tage
wurde diese Anfrage telegraphisch wiederholt. Infolge der in#wischen in der
Kapstadt ausgebrochenen Ministerkrisis ersuchle jedoch die Regierung um eine
kleine Frist für ihre Antwort. „Ich selbst“, fährt Lord Derby fort, „teile
nicht die Befürchtungen, mit denen einige Personen die angeblichen Absichten
der deutschen Regierung, in verschiedenen Teilen der Welt Kolonien zu er-
richten, betrachten. Die Kolonisation gehörte nie in das Programm der
deutschen Regierung. Die Deutschen glanben, daß in der Konzentration das
Geheimnis ihrer Kraft gelegen ist, und sie werden sich nicht durch die Besih-
ergreifung von Ländergebieten in entfernten Weltteilen schwächen. Ich hege
nicht die geringste Befürchtung, die Beziehungen zwischen uns und Deutsch-
land durch diese Frage getrübt zu sehen. Wenn die Kapkolonie Angra
Peanenna Ju annektieren wünscht, und wenn die kaiserliche Negierung sieht,
daß dies ehrlich und mit Aussicht auf eine gute Verwaltung geschehen kann,
so wird sie ihre Einwilligung erteilen; allein die Kapkolonie muß dann
bereit sein, die Lasten zu tragen, da ihr vorwiegend die aus dieser Besitz-
erwerbung entspringenden Vorteile zufließen werden."“
In einem späteren Blaubuch über die Angelegenheiten im
Zululande erklärt Lord Derby an diesem Tage, die Regierung „habe
beschlossen, bei ihrer Entscheidung, die britische Souveränetät oder
Protektion auf das Zululand nicht auszudehnen, zu beharren; da-
gegen müsse die Integrität des Reservatgebietes und der Friede in
demselben aufrechterhalten bleiben.“
7. Mai. Daily News geben wider eine allfällige Resistenz
des — gegen die Reformbill das Schlagwort „Reform des
Oberhauses“ aus.
20. Mai. Die Regierung beschließt, zu einer Expedition nach
Chartum, um Gordon Luft zu machen, wenigstens einleitende Vor-
bereitungen zu treffen.
21. Mai. Unterhaus: verwirft in Fortsetzung der Spezial-
debatte über die NReformbill die Ausschließung Irlands aus der-
selben mit 332 gegen 137 Stimmen.
23. Mai. Unterhaus: Spezialdebatte der Reformbill: ein
Amendement der Tories, wonach das Gesetz nicht in Kraft treten
soll, bis die Neueinteilung der Wahlbezirke geregelt sei, wird von
der Regierung betämpft und mit 276 gegen 182 Stimmen abgelehnt.
28. Mai. Der Vertrag mit Portugal bez. der Kongomün-
dung wird infolge des Einspruchs Deutschlands definitiv fallen
gelassen.