231 Großbrilannien. (Dez. 4—5.)
in der Siunde, sowie 10 Avisoboote. Der Bau der projektierten neuen
Schiffe erheischt einen Kostenaufwand von 3,100,000 Pfd. St. und soll der-
selbe zur Hebung der Schiffsbauindustrie und zur Linderung des Notstandes
unter den Schiffs bauhandwerkern am Clyde und am Tyne an Privatsirmen
vergeben werden. Die Kosten der Armierung der nenen Schiffe sind auf
1.600,000 Pfd. St. veranschlagt, während 825,000 Pfd. St. für den Schutz
von Kohlenstationen veraus r1gabt werden sollen. Die Gesamtausgabe für die
Flotte beläuft sich mithin auf 5,525,.000 Pfd. Sl., von welcher Summe
800,000 Pfd. St. im nächsten Jahre verausgabt und der Rest auf die nächsten
fünf Jahre verteilt werden soll.
4. Dezember. Oberhaus: nimmt die Reformbill nunmehr auch
in der Spezialdebatte und zwar unverändert an.
4. Dezember. (Südafrika.) General Warren krifft in Kap-
stadt ein, wo er von dem englischen Teile der Bevölkerung mit
Gunstbezengungen überhäuft wird. Von der holländischen Bevölke-
rung werden dagegen in allen Teilen der Kolonie Meetings abge-
halten oder vorbereitet, welche den Zweck haben, Entrüstung über
die Einmischung der Kolonialregierung in die Betschnanalandaffaire
ausqgudrücken.
Die Negierung geht auf die Forderungen der Kapregierung
gegen die deutschen Besitzergreifungen um Angra Pequenna nicht ein.
Ein darüber ausgegebenes Blanbuch zeigt uns endlich Lord Derby
und das Kolonialamt von einer deutschfreundlichern Seite; denn er lehnt
darin den Wunsch der Kapregierung nach einer schleunigen Einverleibung
von Damaraland und Namaqnaland aue Rücksicht auf die anstossende. noch
nicht festgesetzte Greuze der deutschen Besitzungen ab. In einer Depesche
Derbys von diesem Tage wird die westafrikanische Kolonialaktion der deul-
schen Regierung überhaupt beleuchlet. Lord Derby schreibt, es sei schwierig
gewesen, zu emtscheiden, wie weit den Kapresolutionen Nechnung getragen
werden könnte, ohne mit deutichen Ansprüchen in eine Kollision zu geraten,
und während der Gegenstand sich noch unter Erwägung befand, habe ein
zweites deutsches Kanonenboot, der „Wolf“, allen Fragen ein Ende gemacht,
indem es von dem ganzen Rest der Küste, mit Ausnahme der Walsisch-Bai,
im Namen des deulschen Kaisers Besitz ergriff. „Hierauf beschloß Ihrer
Majestät Regierung, sich der Altion der deutschen Negierug zu fügen und
Deutschland als Nachbar willkommen zu heißen. Der deutsche Kaiser hat
somit für sich einen Strich Landes erworben, auf den die Königin von Eng-
land keinen hinreichend gesehlichen Anfpruch hat, und in welchem augen-
scheinlich deutsche Handels= und Missionsinteressen bekrächtlicher waren, als
jene der Unterthanen der Königin. Großbrikannien, welches bereils aus-
gedehnte Landstriche unbewohnten Gebieles besipt, kounte nicht gut einer
freundlichen Machl ein Gebiet mißgönnen, dessen Entwickelung große Schwierig-
leiten darbielet und von dem gesagt werden darf, daß wir seinen Erwerb
nuiemals für wert gehalten haben, bis es von unserm Nachbar
begehrt wurde.“ Einem allfälligen Autebkonungebeburlus= der deutschen
W Lüderitland (Angra Pequenna) ist also vorerst keine Greuze gesteckt.
5. Dezember. Oberhaus: nimmt die Reformbill auch in
3. Lesung und ohne Abstimmung an.