252 Erankreich. (April 9-.15.)
tingent um mindestens 10,000 Mann erhöht werden dürfte, so weisen die
Bourgeoisblätter nun auch auf die finanziellen Mehrlasten hin, welche dem
Staalsschatze aus dieser Maßregel erwachsen würden. Von anderer Seite
wird wieder betont, daß es in einer Demokratie nicht angehe, die Pflichten
gegen das Vaterland mit drei verschiedenen Maßstäben zu messen, und daß
der Wert der Armee darunter leide, daß die Intelligenz sich durch das Volon-
tariat und die bemittelten Kassen durch die Einteilung in die zweite Portion,
die ebenfalls nur ein Jahr dient, der Heerespflicht zu entziehen trachten.
n der Generaldebatte führte 6 General Campenon als Kriegsminister
im Namen der Regierung das Wort. Er führte aus, daß ein bezügliches
Gesenz von drei Gesichtepunklen aus betrachtet und erwogen werden müsse,
denen des Juteresses des Landes, des Heeres und des Budgets. Der erste
und der letzte Punkt seien bieher schon genügend erörtert worden, und es er-
übrige daher für ihn nur noch, im Interesse der Armee zu sprechen. In
diesem sei es gelegen, möglichst viele und möglichst gute Soldaten zu haben.
Daher müsse die möglichst größte Anzahl in das Friedensheer eingereiht und
diese durch verbesserte Methoden in kürzerer Zeit als bisher kriegstanglich
gemacht werden. Bezüglich der Unteroffiziere erklärte der Kriegsminister,
daß von diesen zwei Klassen vorhanden sind, diejenigen, welche sich aus
Neigung zum Militärstande neuerdings haben anwerben lassen, und die im
Laufe ihrer Dienstzeit beförderten Chargen. Augenblicklich seien 15,000 Unter-
offijiere in ihrem vierten Dienstjahre, wenn aber diese Kategorie durch die
Einführung der dreijährigen D Dienstpflicht einen argen Stoß erleide, so wäre
doch leicht, sie aus den intelligenten jungen Leuten, die nach dem Geietz
entwurf ebenfalls drei Jahre durchzumachen hätten, zu rekrutieren. Das
Herabsetzen der Dienstzeit auf drei Jahre sei nur dann denkbar, wenn alle
gebildeten Elemente im Heere verbleiben; lasse man jedoch auch nur ein
Hiuterpförlchen offen, so entwischen sicherlich alle. Man müsse zwischen der
dreijährigen Dienstzeit mit allen ihren Konsequenzen, also mit der Einreihung
des ganzen Kontingents, und dem status #uo wählen. Nach der Ansicht
des Ministers bieket das erslere System die meisten Vorteile vom technischen
und sozialen Standpunkte. (Lauter Beifall.) Dieses System würde alle
Elemente der französischen Gesellschaft einander nähern, indem man diese
Brust an Brust bei der heiligen Pflicht der Verteidigung des Vaterlandes
wekteifern ließe. (Ernenter, lange anhaltender Beifall.) Er weise alle
Sophismen zurück, welche nur der Ausdruck des Klassen-Egoismus und zu-
weilen auch der Ansicht von Bölkern, die dem Verfall entgegengehen, seien:
Die Ausnahmen zu Gunsten der liberalen Karrieren seien veraltet, da die
übrigen heute keine knechtischen mehr sind. „Wir gehen noch nicht dem Ver-
fall entgegen“, schloß General Campenon, „und die Kammer wird dies be-
weisen, indem sie einen entscheidenden Schritt auf der von der Nationalver-=
sammlung eröffneten Bahn thut und zur Diskussion der Artikel übergeht."
(Wiederholter Beifall.)
Kammer: vertagt sich bis zum 13. Mai.
9. April. (Madagaskar.) Admiral Miot geht mit neuen
Instruktionen dahin ab.
15. April. Feierliche Enthüllung des Denkmals für Gam-
belta in Cahors. Die Regierung und selbstverständlich alle Führer
der Gambettisten nehmen daran Anteil. Beim Festbankett spricht
sich der Ministerpräsident Ferry einläßlich sowohl über seine innere
als seine auswärkige Politik aus.