254 Frankreich. (April 20 — Ende.)
Das Syndikat der Grubenarbeiter beschließt in Denain mit 25 gegen
15 Slimmen die Wiederaufnahme der Arbeit. Die Rejolution wird durch
den Vorsitenden Basly einer von 4000 Arbeitern besuchten Versammlung
zur Kenntnis gebracht. Keine einzige Stimme erhebt Opposition, und am
Tage darauf fahren 5542 Arbeiter, darunter 2898 Vergleute, in die Gruben
ein. Vereits seit einigen Tagen war das Ende des Strikes voranszusehen.
Die englischen Trades' Unions haben keine Unterstützungsgelder geschickt und
die Syndilate der anderen französischen Kohlenbezirke lehnten es ab, sich
einer Aktion anguschließen. welche für die nationale Industrie verhängnisvoll
werden konnte. Die Vergwerksleute waren daher auf ihre eigenen Hilifs-
quellen angewiesen, die sich endlich während der 52tägigen Dauer des Strikes
vollständig erschöpften.
20. April. (Westafrika.) Nach den Berichten Brazzas vom
Kongo hätte derselbe mit dem mächtigsten Souverän von Westafrika,
der Makoko zu seinem Vasallen zählt, einen Vertrag abgeschlossen
und demnach dieser große Chef, dessen Suzeränetät sich über das
ganze rechte Ufer des Kongo, von Bragzaville bis zum Aquator,
erstrecke, seine Staaten unter das französische Protektorat gestellt.
Unglückseligerweise sei jedoch auf dem Ogowê, dem Alima und über-
haupt im Innern des westlichen Afrika das französische Faktoreien=
gebiet unvollständig aus Mangel an Personal und Hilfsmitteln.
21. April. Zusammentritt der Generalräte zu einer außer-
ordentlichen Session. Diese Session dauert im Durchschnitt 10 Tage.
Von den 00 Departementsräten haben gegenwärtig 79 einen repn-
blikanischen Vorstand; nur die 11 übrigen haben eine monarchische
Mehrheit und einen entsprechenden Vorstand. Die Monarchisten
sind noch obenauf in der Charente, der Nordküste, im Jura, Gers,
Indre, in der Untern Loire, Maine-et-Loire, Morbihan, Oise, Bendce
und im Distrikt Belfort. Die Frage der Verfassungsrevision erregt
keinen unliebsamen Zwischenfall. Die meisten Generalräte legen da-
gegen einen entschieden schutzzöllnerischen Zug an den Tag.
25. April. (Tongking.) Patenotre geht als französischer Ge-
fandter nach China ab.
Ende April. Die amtlichen Veröffentlichungen über die Staats-
einnahmen im ersten Vierteljahr von 1884 lanten sehr unbefriedigend.
Dieselben haben den Hoffnungen mancher Optimisten, die ein Auf-
hören des wirktschaftlichen Rückganges für 1884 in Aussicht gestellt hatten,
einen starken Stoß versetzt und werden der Budgetkommission noch manchen
sorgenvollen Tag bereiten, da, wenn die Eingänge der Einnahmen fortjahren,
in gleicher Weise hinter den Vorauschlägen zurückbleiben, Ende 1884 ein
Desigit von 86 Mill. vorhanden sein wird, für dessen Deckung bis jett ledig-
lich Budgetabstriche in Höhe von 45 Mill. vorgesehen sind. Man hofft nun
freilich, daß die letzten neun Monate des Jahres si sich besser gestalten werden
als die drei ersten, doch ist nicht recht abzusehen, wie diese Anffassung ernst-
lich begründet werden kam, in Handelskreisen werde sie durchaus nicht ge-