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Auch bei allen sonstigen Bedürfuijsen wird das Überwuchern der Händler,
Verschleißer u. s. w., welche zuerst den Produgenten und hernach den Kon-
jumenten übervorteilen. allgemein als eine der schlimmsten unter den sozialen
Plagen anerkannt. Taher ist die Ansicht sehr verbreitet, gegen den Brol-
wucher helfe nur die freie Konkurrenz der Genossenschaften von Konsumenten,
welche ihr Vrot selbst herstellen und abjetzen. Die Sozialisten des Gemeinde-
rals bleiben ihren Doktrinen getren, indem sie die Errichtung von großen
Gemeindebäckereien beantragen, mittelst welcher die Stadtverwaltung das
Brot zum niedrigsten Selbstkosteupreis und vielleicht sogar darnnler liefern
soll. 3½ wird es jedoch nicht kommen.
. November. Kammer: Ausschuß für die Wahlreform des
—i' lehnt den Beschluß des Senats vom 10. d. ab und erklärk
sich einstimmig für die Einheit des Ursprungs aller Mitglieder des
Senats und mit 5 gegen 4 Stimmen für das Aussterbenlassen der
auf Lebenszeit gewählten jetzigen Senatoren.
18. November. Kammer: Zolltarifkommission: verwirft mit
6 gegen 5 Stimmen die Erhöhnng der Viehzölle, genehmigt dagegen
gleichfalls mit 6 gegen 5 Stimmen die Erhöhung der Getreidezölle.
Die Regierung ist für die Erhöhung beider und ebenso unzweifelhaft
die Mehrheit der Kammer trotz lebhafter Gegenagitation der Frei-
händler.
20. November. Kammer: lehnt die Bewilligung von 3 Mill. Fr.
für die arbeitslosen Pariser Arbeiter und die Ausführung großer
ösfentlicher Arbeiten ab. In Lyon wird dagegen seit einigen Tagen
ein Versuch mit einer Art großarliger Nationalwerkstätten gemacht.
20. November. Der Kongreß der frangösischen Landwirte spricht
sich einslimmig für eine sehr erhebliche Erhöhung der Getreide= und
Viehzölle aus und verlangt 5 Fr. für den Meterzentner Weizen,
9 Fr. für den Melergentner Mehl. 60 Fr. für einen Ochsen, 40 Fr.
für Stiere und Kühe u. s. w. Soweit will die Regierung aller-
dings nicht gehen. In Paris bilden dagegen die Freihändler eine
„nalionale Liga gegen die Vertenerung von Fleisch und Brot“, an
deren Spitze Leon Say, Raoul-Duval, der Nationalökonom Leroy-
Beaulien und eine Reihe der angesehensten Senatoren und Depu-
tierten stehen. Doch ist von vorneherein die Aussicht sehr gering,
daß sie gegen die Mehrheit der Kammer und die augenblicklich über-
wiegende Strömung der öffentlichen Meinung etwas ausrichten würden.
22. November. Kammer: Generaldebatte über das Budget
für 1885.
Der Finanzminister Tirard entreißt dieselbe den nichtssagenden Ge-
meinplätzen und Deklamationen mittelst einer feierlichen Verwahrung gegen
überlriebene schutzzöllnerische Anwandlungen vder Schwachheiten der öffent-
lichen Meinung und der Regierung. Nicht die industriellen und sonstigen