NAalien. (Mitte Jan.) 293
Ju Einem Punlle hat indes der Vatilan ieinen Willen doch durch—
gesetzt. Er hatte gedroht, dem Panihron den kirchlichen Charakter zu nehmen,
salls die Absicht der Negierung, die Leiche des Rönigs im Mittelpunkte unter
der Kuppel des Tempels auf einem großen monnmentalen Sarlophage bei-
Jusehen, zur Ausführung gelangt wäre. Al= Grund dieser Drohung fühne
die RKurie eine alte päpstliche Bulle an. welche ein= für allemale verfjügte,
daß im Zeutrum aller Kirchen nur die Leichen von Heiligen ihre Grabstältie
finden dürfen. Da aber der verstorbene Konig den bestimmten Willen aur
gesprochen hatte. in geweihter Erde zu ruhen, so nahm man im Cuirinal
das Anerbieten der Kurie an, jeden anderen Platz außer dem Zentrum de-
Pantheon nach Belieben zu wählen. Infolgedessen erfolgte die Wahl der
mittleren Kapelle, welche dem Grabe Naphaels gegenüberliegt, das sich in
der linken Rundung des Pantheon befindet. Der große monnmentale Sar-
lophag. zu dem die Pläne vorliegen, soll indes doch in der Mitte des Pau-
theon aufgestellt werden.
über die Slellung und Haltung Jtulieus zum Vatilan spricht sich
der Präsident des italienischen Slaats rats Cadorna in einer Zuschrift an die
„Deutsche Revue“ folgendermaßen aus: „Man scheint in Deutschland nicht
geung die Stellung zu kennen, welche unjere politischen Parteien der gin
frage gegenüber einnehmen. Wenn außerhalb Italiene die Kabinette Ve
handlungen mit dem Vatikan für ange jeigt erachten können, so ist dies “
Italien nicht der Fall. Tenn da die einfige Frage, welche wischen diesen
beiden schwebt, eben die Frage der weltlichen Gewalt darstellt, jo ist darauf
auch nur eine einsige Antwort zu geben möglich: ein Ja oder ein Nein, wie
denn auch halbe Masiregeln und Miltel hier ganz ausgeschlossen sind. Jtalien
wird auf die Forderungen der Nurie stets mit seinem Nein! antworten; auch
wenn es sich um Rom allein oder um einen Teil von ihm handeln würde.
Andererseils wird der Batikan wohl dann erst von seinen Forderungen ab-
stehen, wenn die Zeit und die Ereignisse ihn wirklich überzengt haben werden,
daß die Frage ihre endgültige Entscheidung und diese ihre endgültige Aus-
führung erfahren habe. Wenn einer, so stehe ich zu denen, dir das Auf-
hören des Gegensatzer zwischen Papsttum und Italien herbeiwünschen. Aber
ich vermag solch' Aufhören nur auf jene Weise zu erhoffen, die den Vatikan
dahin führen wird, von seinem Streben nach Wiedererlangung der weltlichen
Macht thatsächlich, wenn auch raicht rechtlich — das wird derselbe niemal=
thun — abzustehen. Haben die Zeitereignisse dieses Resullat geschaffen, so
gibt es sonst hier keinen Gegensot mehr: denn ich möchte das Land kennen,
wo die katholische Kirche freier wäre, wie in Itatien. Italien kann für jett
nichts anderee thun, wie warten. Es ist in der guten Lage, warten W
können, weil es die dazu nötige Position einnimmt, weil es die Grenzen so
abgestect hat, daß Regierung wie Kurie jede Aktionsfreiheit auf dem natür-
lichen Felde besitzen, das der einen und der andern ausschließlich zugehört.
Weil drin. die Meinungen durch unsere ganze Parteigruppierung einig sind.
Und weil endlich es sich in alledem nicht um eine religiöse, noch weniger
um eine dogmatische, sondern nur um eine polilische Frage handelt. Von
den Katholiken Italiens glaubt, abgesehen von der lleinen dem Vatikan
politisch unterthanen Gruppe, niemand an die Notwendigkeil eines weltlichen
Thrones für den obersten Pontifex.“
Mitte Jannar. Die Umtriebe der sog. Irredenta haben zwar
nicht ganz aufgehört, sind aber nachgerade sehr schwach geworden.
Ihre hauptsächlichsten Organe in der Presse sind eingegangen und
eine Subskription auf 100 Karabiner, um eine Oberdank-Kompagnie