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eine sehr entschiedene Erklärung bez. Marokko und Frankreich ab,
die ein starkes Mißtrauen gegen Frankreich zu Tage legt:
Die Regierung habe mit gespannter Aufmertsamkeit die Ereignisse in
Marokko verfolgkt, um nicht von vollendelen Thatsachen überrascht zu werden.
England und Frankreich haben in Marokko bedeutende Handeleinteressen;
ferner haben Spauien, England und Frankreich auch hervorragende politische
Interessen daselbst; IJtalien habe in Marokko geographische Interessen, ferner
ein maritimes Intcresse wegen der Freiheit der Schiffahrt, außerdem ein
weiteres, zwar negatives, jedoch sehr wichtiges Interesse, nämlich das, vor
den Thoren Italiens die Bildung eines ausgedehnten afrikanischen Reiches
Zu verhindern, welches das Gleichgewicht der Kräste im Mittelmeer zerstören
und die lerritoriale Sicherheit Italiens bedrohen würde. Das italienische
Ministerium habe den Kabinetten von Madrid, London und Berlin Mit-
teilungen gemacht, sowie freundschaftliche eindringliche Schritte in Paris *
than und um Milteilungen über die M bsichten Frankreichs ersucht. Das
frauzösische Kabinett habe Ilalien, England uind Spanien wiederholt formelle,
positive und kategorische Versicherangen gegeben, daß der status qduo bezüg-
lich des Gebietes und der politischen Verhältnisse Marokkos nicht geändert
werde. So ausdrücklichen Erklärungen Frankreichs könne man unmöglich
den Glauben versagen, und es wäre ein Mangel an internationaler Achtung,
anzunehmen, eine Nation sei fähig, eine solche Sprache Zu führen, um die
Machsamkeit anderer Mächte einzuschläfern. Er hoffe, daß er die Kammer
überzeugt habe, daß die Bestrebungen der Regierung im Verein mit deu-
jenigen anderer Regierungen darauf gerichtet sind, nach dem Maße der Kräfte
Italiens drohende, die Ruhe flörende Neuerungen eines beuachbarten Mittel-
merrstaates zu verhindern. (Beifall.)
20. Juni. Kammer: Die Eisenbahnkommission hat die Be-
triebskonventionen im wesentlichen angenommen, ist aber mit der
Regierung noch keineswegs über alle wichtigeren Punkte einig. Die
ganze Frage soll indes erst im November der Kammer zur Ent-
scheidung vorgelegt werden.
25. Juni. Kammer: erteilt der Regierung ein Vertrauens-
votum bez. ihrer inneren Politik mit 214 Stimmen gegen 28 Ent-
haltungen (von Mitgliedern der radikalen und dissidentischen Oppo-
sition).
26. Juni. Kammer: erledigt die Beratung des Budgets, bei
der sich übrigens eine große Zerfahrenheit auf beiden Seiten der
Kammer gezeigt hat.
27. Juni. Ein großer Strike der Landarbeiter in der Provinz
Rovigo wird beigelegt. Die Grundbesitzer mußten aber, um nicht
die ganze Ernie einzubüßen, enorme Opfer bringen. Die Arbeiter,
welche bisher 70 bis 80 Cent. per Tag erhielten, hatten 30 Proz.
vom Bruttoertrag der Ernte verlangt und die Grundbesitzer mußten
schließlich sich herbeilassen, in einigen Orten 15 Proz., in anderen
sogar 24 Proz. zu gewähren.