Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1884. (25)

Die Römische Antit. Marz 12 21.) 309 
Zweck habe und in der Hand der Päpfste ein vorzüglicher Mittel zur Aus. 
übung des apostolischen Amtes in der ganzen Welt sei, daß er folglich, 
wie der Papst selbst. von jeder weltlichen (zewal!t gn lich un- 
abhängig sein müsse. Der hl. Vater protestiert derwegen gegen die jüngste 
Entscheidung, welche mil der Freibeit und Unabhängigleit der Propaganda 
auch jene dee Papstes in Ausübung der apostolischen Gewalt treffe, ver- 
kündet der latholischen Welt diese neue Verletzung und fügt bei, daß er für 
die Bedürfnisse der Berwaltung der Propaganda in möglich bester Weise 
sorgen werde. 
12. März. Der bayerische Prinz Leopold und seine Gemahlin 
Gisela, die Tochter des Kaisers von Oesterreich, werden vom Papft 
nicht empfangen, weil sie vorher im Ouirinal gewesen waren. 
20. März. Ein Zirkularschreiben der Propaganda an die 
Bischöfe und Vorslände der katholischen Missionen besagt: 
Die Konvertierung des unbeweglichen Vermögens der Propaganda 
nötige lehtere, administrative Sitze zur Empiangnahme von Legaten und 
Schenkungen im Auslande zu errichten. Solchr sollen sich besinden bei den 
Nuntien in Wien, München, Paris, Madrid. Lissabon und im Haag: serner 
bei den Agenten des päpstlichen Stuhles in Malta, bei den Erzbischöfen von 
London, Dublin, Mecheln, Algier, Sidney. New-York, Sau Franzisko, Quebeck 
und Toronto, bei dem päpstlichen Rilar in Konstantinopel, bei dem Inter- 
nuntius in Rio de Janeiro und bei den apostolischen Delegierten in Buenor 
Aires und Onito. 
24. März. Allokution des Papstes im Konsistorium gegen 
die italienische Regierung und für die Wiedergewinnung der well- 
lichen Herrschaft: 
Ohne in der Weiterführung ihrer Pläne zu zandern, gehen die 
Feinde darauf aus, sich hier läglich mehr sestzusetzen und alles hervorzusuchen, 
um den Glauben zu erwecken, daß sie mit bestem Rechte und unwiderruflich 
von NRom Besißz ergriffen haben. Dahin gehören: ihre wohlüberlegte Ge- 
schicklichkeit im Handeln, die schlaue Vorbereitung der Ereignisse, die Ge- 
winnung der Volksgunst im Innern, die Erwerbung der Zustimmung im 
Auslande, kurz alle Schliche, welche geeignet scheinen, die Obmacht zu er- 
langen und zu behaupten. Maßen Wir nun verpflichtet sind, die Rechte der 
Kirche und des römischen Papsttums um so eifriger zu wahren, je mehr j jene 
sich ereifern, sie unter die Füße zu kreten, so wollen Wir am heutigen Tage 
in dieser Eurer hochansehnlichen Versammlung abermals alles verwerfen 
und verdammen, was zum Schaden des apostolischen Stuhles geschehen 
ist, und zugleich erklären, daß wir alle seine Nechte vollkommen 
und für alle Zukunft gewahrt wissen wollen. Dagu werden Wir 
aber weder durch Herrschsucht, noch durch irdische Begierden veranlaßt, wie 
manche in außerordentlicher Thorheit und nicht geringerer Schamlosigkeil 
Uns vorwerfen; vielmehr treibt Uns nur das Bewaftsein der Pflicht, die 
Heiligkeit des geleistelen Eides, das Beispiel Unserer Vorgänger, die Tugend 
derselben und die Ehrwürdigkeil derer, die, so oft es nölig schien, für die 
Erhaltung der weltlichen Sonveräuetät mit höchster Tapferkeik und Beharr- 
lichkeit gekämpft haben. In dieser Sonveränetät liegt, ganz abgesehen von 
ihren legitimen Ursachen und den mannigfachen hervorragenden Rechtstiteln, 
ein gewisser Zug des Heiligen, der ihr eigentümlich ist, und den sie mit 
keinem Staatswesen teilt, weil er der Freiheit des apostolischen Stuhles in
	        
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