Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1884. (25)

310 Die Römische Kurie. (Marz — Sept. 23.) 
der Ausübung seiner erhabenen und hochbedentenden Aufsgabe Sicherbett und 
Bestand verleiht. Deun jedermann weiß, daß mit dem Verluste der welt- 
lichen Herrschaft die Päpste stels eine Einbuße an Freiheit erlitten haben; 
und dies kann man neuerdings an Uns selber wahrnehmen, die Wir den 
wechselnden und unsicheren Eingebungen fremder Willkür unterworfen sind. 
Ganz neu ist der Fall bez. des Patrimoniums der Propaganda, welches der 
apostolische Stuhl zur Verbreitung des Christentums bestimmt hatte. 
— März. Vom Vatikan aus wird das Gerücht verbreitet, 
daß der Papst damit umgehe, Rom zu verlassen und seinen Sitz 
anderswohin zu verlegen. In Rom glaubt jedoch niemand daran. 
20. April. Der Papst erläßt eine flammende Enchklika wider 
die Freimaurerei, die, wie es scheint, neuerdings zum Popanz für 
die gläubigen Katholiken gemacht werden soll. Die Eneyklika macht 
aber in weltlichen Kreisen auch der romanischen Länder nur geringen, 
in den protestantischen Ländern gar keinen Eindruck. 
26. April. Kardinal Ledochowski siedelt vom Vatikan in die 
Stadt über. 
30. April. Der Kardinal Staatssekretär Jacobini erläßt eine 
zweite Note betreffs der Propaganda an die Nuntien. Der Vatikan 
beharrt dabei, daß es sich hierbei um eine Verlehung der Rechte 
des päpstlichen Stuhles handle; dieselbe sei vom Episkopat der gangen 
Welt in Protesten und Adressen konstatiert. Die Note lehnt jede 
Kombination und jedes Arrangement ab, welche die Würde und 
die Interessen der Propaganda antasten. 
15. Mai. Der Jesuitengeneral P. Beckr legt wegen hohen 
Alters sein Amt nieder. An feine Stelle tritt der bereits am 24. Sep- 
tember v. J. auf seinen Antrag unter Genehmigung des Papfstes 
zu seinem Vikar mit dem Recht der Nachfolge gewählte I’. Anderledy 
aus dem Kanton Wallis. 
Anf. Juni. P. Curci wird für sein Buch gegen die weltliche 
Herrschaft des Papsttums gemaßregelt und zu Widerruf und Unter- 
werfung aufgefordert. 
28. Juli. Der preußische Gesandte v. Schlözer geht in Urlaub 
nach Deutschland. Die Unterhandlungen zwischen Preußen und der 
Kurie sind vollständig zum Stocken gekommen. 
19. September. Der Glaubensmut des DL. Curci hat dem 
Druck der Kirche nicht lange Stand gehalten. Die Blätter des 
Vatikans melden triumphierend: laudabiliter se suhsccit. 
23. September. Ein Erlaß des Papstes ordnet die Gründung 
eines Choleraspitals im Vatikan an. Der Erlaß ist zwar vom Tage 
des Besuchs des Königs von Italien in Neapel datiert, kommt aber
	        
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