Die Scvei (Nov. 27) Ende Dez.) 325
29. November. (Zürich.) Die Regierung weist drei Anar—
chisten ans dem Kanton aus.
1. Dezember. Zusammentritt der Bundesversammlung. Die-
selbe wählt neuerdings sämtliche Mitglieder des Bundesrates auf
eine neue Amtsperiode wieder. Der Nationalrat wählt zu seinem
Präsidenten den radikalen Züricher Regierungsrat Dr. Stößel mit
108 gegen 13 Stimmen und 10 leere zeltel, und zu seinem Bize.
präsidenten den radikalen Granbündener Bezzola mit 87 gegen 38
Stimmen, welche auf den ultramontanen Luzerner Zemp fallen.
Dies Resullat entspricht der Niederlage der Konservativen bei der
Neuwahl des Nationalrats.
15. Dezember. Der Bundesrat weist wieder drei Anarchisten
aus dem Gebiete der Eidgenossenschaft aus.
17. Dezember. Nationalrat: heißt das Vorgehen des Bundes-
rats in der Lugano-Affaire mit §|] gegen 13 Stimmen gut.
18. Dezember. Im Ständerat hat Herzog den Anlrag ge-
stellt, die Frage der Einführung proportionaler Wahlen für Be-
stellung größerer Kommissionen zu prüfen.
In freier Versammlung sind nun praktische Versuche gemacht wor-
den mit einem System, das durch Aufstellung eines Wahlquolienten allen
Fraktionen eine Vertretung, also auch den Minderheiten, sichern soll. Diese
Versuche haben aber durchaus nicht zu dem befriedigenden Ergebnie geführt.
wie von den Verteidigern dirses Systems angenommen wurde. Erstlich soll
das System nur unter gewissen, nicht immer wirklich vorhandenen Voraus-
sebungen in Anwendung gebracht werden konnen, und dann soll es viel zu
viel Zeit in Anspruch nehmen, und endlich auch nicht immer mit dem ge-
wünschten Erfolge gekrönt sein. Herzog selbst soll das auerlannt haben und
wird deshalb seinen Antrag wohl auch zurückziehen, so daß es vorlänfig
noch beim alten Wahlsystem bleibt. Prof. Hagenbach in Basel, der eifrigste
Verleidiger der Minderheitenvertretung, welcher den Versuchen beiwohnen
sollte, war nicht erschienen.
18. Dezember. Der Papst ernennt den Er-Bischof Lachat von
Basel zum apostolischen Vikar für Tessin, nachdem er ihn, um ihn
zu entschädigen, vorher zum Erzbischof i. p. ernannt hatte.
25. Dezember. (St. Gallen.) Gegen ein vom Gr. Rat be-
schlossenes neues Steuergesetz sind die erforderlichen 6000 Stimmen
gesammelt, so daß dasselbe der allg. Bolksabstimmung unterworfen
werden muß. Am meisten wird an dem Gesetz die obligatorische
Inventarisation bei jedem Todesfalle angefochten.
Ende Dezember. Die Gesamtzolleinnahmen des Jahres 1884
beziffern sich auf 21,486,577.59 Fr. oder 1,364,584.01 Fr. mehr als
1883 und 1,986,577 Fr. mehr als für 1884 budgetiert war.