336 Belgien. (Okt. 23—26.)
meinden des Landes. Das Resultat zeigt den teilweisen Umschwung,
der seit dem 10. Juni wenigstens in den Städten, großen und
kleinen, mit wenigen Ausnahmen, eingetreten ist. Die Landgemeinden
wählen dagegen weit überwiegend klerikal. Immerhin entspricht
das Gesamtresultat den Erwartungen der Klerikalen nicht und ihre
Organe gestehen es zu, daß in demfselben eine gewisse Niederlage für
sie ausgesprochen sei.
Die Klerikalen hatten namentlich auf einen Sieg in Brüssel gehofft,
erleiden aber statt dessen gerade dort eine ellatante Niederlage, indem lanter
Liberale gewählt werden, auch Janson, das Haupt der Radikalen, als der
letzte in der Reihe. Die Stimmenzahl der liberalen Bewerber bewegte sich
zischen 6928 und 6713, die der Klerilalen zwischen 3030 und 2981. Am
10. Jumi wurden die klerikalen Kammerabgeordneten mit einer Mehrheit
von 1500 Stimmen gewählt, aber bereite am 8. Juli, bei den Wahlen zum
Senat, siegten bier die Liberalen mit 800 Stimmen. Auch in den Vorstädten
haben die Liberalen sich behauptet, ja befestigt; selbst in Etterbeeck, wo das
ländliche Element bereits überwiegt! und die Klerikalen das Hest führen,
haben diese eine Einbuße erlitten. In Antwerpen war die Gefahr ganz be-
sonders groß; da dort der Kampf sich nicht allein um die Schule, sondern
auch um die wirtschaftlichen Angelegenbeiien der Hafenstadt abspielte, sind
die Liberalen mit der nie erlebten Mehrheit von etwa 1100 Stimmen oben
geblieben, und Bürgermeister de Wael, welcher sich der Wiederwahl zu unter-
Bisse hatte, bleibt im Amt. In allen übrigen Städten, mit Ausnahme der
Klösterstadt Brügge, Mecheln, Nivelles, Hall, Ondenarde, G Gramont und Courtrai,
behaupteten sich die Liberalen. In Gent, wo die Klerikalen, allerdings indem
sie sich auf das ländliche Element stützten, noch bei den Senats zwahlen einen
großartigen Erfolg zu verzeichnen hatten, wagten sie es diesmal nicht mehr,
hrrvorzutreten. Lüttich, Mons, Tournai, Arlon, Namur, Ostende, Berviers,
Rochefort, Löwen, Dinant, Diest, Virton, Dirmude, Marche, Braine, Jem-
appes, Jodoigne haben die alte Fahne hochgehalten. Nach und nach werden
die Ergebnisse aus den kleineren Städten bekaunt; die Gemeindeschulen werden
in den Städten also nicht abgeschafft. Der Tag erinnert an die Bewegung,
welche 1857 entstand, als die Gemeindewahlen den Sturz des klerikalen
Ministeriums herbeiführten, doch ist der Erfolg lange nicht so durchschlagend,
wie damals.
23. Oktober. Die Bürgermeister der Kongreßgemeinden halten
bei dem Bürgermeister von Brüssel eine Beratung und beschließen,
ihren Kommunalräten den Antrag auf Volierung einer Resolntion
zu Gunsten der Abschaffung des Schulgesetzes vorzulegen, nachdem
die jüngsten Kommunalwahlen ergeben hätten, daß das Land das
Schulgesetz nicht wolle.
23.—26. Oktober. Infolge des Wahlresultats vom 19. d.
tritt eine Kabinettskrisis ein. Der König verlangt vom Kabinett
offen und fest zwar nicht seinen Rücktritt, aber doch eine Modifi-
kation im Sinne größerer Mäßigung. Die Minister Malon, Jacobs
und Moeste geben ihre Entlassung ein. Der König genehmigt
solgende Ministerliste: Beernarts, Präsidium und Finangen; de Volder,