Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1884. (25)

352 Päuemark. (Dez. 6—10.) 
Kammer mit dem Ministerium überhaupt in gar keine Verhandlung kreten 
will, aus genommen darjenige, was sich auf die Festseung des Staatshaus- 
haltes bezieht. Das Hauptblatt der Opposition, das „Morgenbladet“, drückt 
dies in cynischer Weise mit den Worten aus: „Hienach kann sich die Negierung 
die Mühe sparen, ihre Makulatur dem Folkething zur Aufbewahrung zu 
übersenden.“ Der Konseilspräsident Estrup erklärt dagegen, daß ihn dieser 
neueste Schachzug der Opposition ebenso wenig anfechten werde, wie alle 
früheren Versuche derselben, die Regierung zum Abtreten zu veranlassen. 
6. Degember. Landsthing: Die Regierung Estrup läßt dem- 
selben die alte, so oft schon vom Folkething abgelehnte Landes- 
befesligungsvorlage in wenig veränderkter Form doch wieder zugehen. 
Der Kriegsminister verlangt auch diesmal wieder, wie früher, 59 Mill. 
Kronen, da bei einer nochmaligen Nevision der Projekte für die Verteidigungs- 
Aulagen die Herabselzung dieser Summe sich als unmöglich erwiesen habe. 
Die Vollendung der Arbeiten, für die früher zehn Jahre in Aussicht ge- 
nommen waren, hält er jetzt innerhalb der nächsten sieben Jahre für geboten, 
doch will er sich zunächst mit 40 Millionen Kronen begnügen, um Kopen- 
hagen nach der Landjeite mit den nötigsten Festungsaulagen zu versehen und 
um es nach der Seeseite gegen ein Bombardement feindlicher Flotten zu 
schützen: die Befestigung der vier Hafenstädte auf Seeland soll vorläufig 
nicht zur Ausführung kommen. Der Rriegsminister erklärt eindringlich, daß 
er zu jeder Verhandlung bereit sei, es komme ihm nicht darauf an, daß der 
Gesehentwurf gerade in der vorliegenden Gestalt angenommen, jondern darauf, 
daß überhaupt elwas bewilligt werde. 
10. Dezember. In einer Versammlung der Vertreter der 
ministeriellen Fraktionen erörtert Estrup die innere Lage und spricht 
sich dahin aus, daß der zwölfjährige Kampf gegen den Parlamen- 
tarismus des Folkethings zu Ende geführt werden müsse und solle. 
Die Regierung kämpfe für die verfassungsmäßige Verteilung der 
Macht, für Freiheit und Fortschritt.
	        
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