11. Rußland.
Anf. Jannar. Die Ermordung des Gendarmerie-Oberstlienle=
nants Sndejkin (s. 1883, 28. Dez.), der vielfach speziell über das
Leben und die Sicherheit des Kaisers zu wachen hatte, macht un-
geheures Aufsehen. Die Mörder sollen in den Händen der Polizei
sein; ob aber die rechten ist eine andere Frage. Als der eigentliche
Mörder gilt der ehemalige Artillerie Stabskapitän Degajew, alias
Jablonsky. Die Petersburger Polizei ist in wischen verdreifacht und
die Befugnisse des Stadthauptmanns sind gewaltig erweitert worden.
10. Jannar. General Fadejew , der Vorkämpfer des Pan-
slavismus, der aber jetzt stark zurückgetrelen ist, seit Rußland sich
Deutschland wieder so sehr genähert hat und diese Annäherung in
jeder Weise zu bethätigen bemüht ist, was notwendig auch zu einer
Annäherung und Verständigung mit Oesterreich führen muß.
13. Januar. Die kaiserliche Familie ist von Gatschina nach
Petersburg übergesiedelt, wo der Kaiser im Winterpalast den großen
Neujahrsempfang abhält. Dabei soll er die Kußerung gethan haben:
„Das Verhältuis Nußlands zu den übrigen europäischen Staaten sei
das allerbeste. Rußland könne, Dank diesen freundschaftlichen Beziehungen,
mit Zuversicht das neue Jahr begrüßen; was die innere Politik anbelange,
hoffe er, es würde der Regierung durch Ergreifen der energischesten Maß-
regeln gelingen, die dem Staate feindlich gesinnten Strömungen, welche sich
am Schlusse des alten Jahres leider wieder lundgegeben, in ihrem Wege zu
hemmen.“
14. Januar. Der „Negierungsbote“ veröffentlicht das Budget
für 1884. Der Finanzminister schätzt die Einnahmen auf 792,265,063
Rubel und die Ausgaben auf 801,997,112 Nubel. Er glaubt das
Defizit von 9,733,330 Rubel durch eine in Polen einzuführende
Stempelsteuer und eine Einkommensteuer von den größeren Handels-
und Industrieunternehmungen einzubringen. Die Voranschläge in
den jüngst vorhergegangenen Jahren haben stets die Ausgaben mit