12. Die ottomanische Pforte,
die Balkanstaaten und Agypten.
1. Die ottomanische Pforte.
Anf. Jannar. Der Streit zwischen der Pfortenregierung und
dem griechischen Patriarchen, hinter dem der Laienrat und die ge-
samten griechischen Unterthanen der Pforte stehen, verschärft sich.
Armenier und Griechen, also mit Ausnahme der römischen Katholiken
die gesamten Najahs, sind in diesem Augenblicke ohne religiöse Häupter.
Der armenische Patriarch hat seine Entlassung gegeben und enthält sich aller
Funklionen; bald darauf hat auch der griechische Patriarch injolge eines Kon-
fliktes mit der Pforte demissioniert, und begreiflicher Weise sind diese Vor-
gäunge nicht ohne Wirkung auf die chrislliche Bvölkerung der Türkei. Seit
Monaten dauert der Schrifteuwechsel zwischen der Pforte und dem ölumeni-
schen Patriarchen, welcher lehtere fortgesetzt Klage erhebt, daß die den Christen
durch einzelne kafferkiche. Fermans und Hattischerifs erlichlen Sonderrechte,
auf welchen die rechtliche Existen der -Christen in der Türkei beruht, vielfach
in der Praxis verletzt worden seien. Die Konfusion in dem ohnehin tief zer-
rütteten Reiche wird dadurch natürlich nur vermehrt. Die wichtigsten Do-
kumente über den Streit sind ein Memorandum des Patriarchats vom 14. Juli
1883, in welchem dasselbe die sechs Hauplbeschwerden nebst einer auf die
Dokumente gestützten Erörterung der Rechtsfragen bringt und ein Nefkript des
IJnstizministers Assim Pascha vom 31. Dezember 1883, welches die Stellung
der Pforte zu den sechs Punkten bespricht und nachzuweisen sucht, daß die
sechs Beschwerden des Patriarchats nur eine Erweiternug der alten Vorrechte
und die Erwerbung neuer bezwecken, wes halb der Patriarch schließlich auf-
gesordert wird, seine Entlassung als eine unbegründete zurückzunehmen. Der
Patriarch verweigert dies und verlangt als Hauptbedingung für die Wieder-
aufnahme seiner und des Laienrats Thätigkeit dio Ausstellung seines Be-
stallungs-Berats in der alten Form. Die Pfortenregierung will davon nichts
wissen, der Sultan ist dagegen dazu geneigk, um eine weitere Behandlung
der schwebenden Streitfragen zu ermöglichen. Die hauptsächlichsten dieser
Streitfragen sind folgende: Der Patriarch beklagt sich über die Ausdehnung
der türlischen Justiz auf Kleriker, welche seit den neuen Verats (enthaltend
die Reformen der Justiq) vor die religiösen moslemitischen Scheri- Gerichte
eladen werden, wie auch die Strafgerichte griechische Kleriker vorladen, ner-
haften, untersuchen, verurteilen, so daß der ölumenische Pakriarch erst nach-