Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1884. (25)

Die ollomanische Vlorle. (Llt. 22 Ende Nov.) 381 
durchweg mit Bezug auf Vulgarien unionistisch gesinnt mit Aus- 
nahme von drei Griechen und einem Türken. 
22. Oktober. Die Pforte stellt dem Varon Hirsch, dem In- 
haber der türkischen Eisenbahnen, eine Art Ultimatum für den Van 
der türkisch-serbischen Verbindungsbahn. 
3. November. (Ostrumelien.) Gröffnung der neugewählten 
Provinzialversammlung durch den Generalgouverneur Gapril Pascha. 
In der Eröffnungsrede kündigle derselbe einen Gesetzentwurf, betr. 
die Herstellung einer Eisenbahnlinie von Jamboli nach Burgas, 
eventuell bis Slivno, an. 
25. November. Die Pfortenregierung beschließt, daß dem 
Militär fortan der Sold regelmäßig ausbezahlt werden soll. Der 
Beschluß wäre vortrefflich, wenn seine Ausführung nur möglich 
wäre bei der ewigen Geldklemme der Regierung, aus der sie sich nur 
durch beständige kleine, aber sehr teure Anlehen heraushelsen kann. 
Ende November. Der seit einiger Zeit zwischen Rußland und 
der Pforte schwebende Streit bezüglich der ungehinderten Durchfahrt 
der Kreuzer der russischen Freiwilligen-Flotte durch die Dardanellen 
ist jetzt beigelegt. Die russische Regierung wird jedesmal die Passage 
der betreffenden Schiffe vorher in offifiüöser Weise anzgeigen und die 
Pforte daraufhin die Erlaubnis zur Durchfahrt erteilen. 
Eine Denkschrift der russischen Regierung an die Pforte hatte ansgeführt. 
daß es sich um ein vertragsmaßiges Recht handle, da nur der Trans ort nach 
den russischen Besihzungen am Stillen Ozean in Frage stehe. Dieser Transport 
geschehe durch Schiffe der sogenannten freiwilligen Flotte und beschränke sich 
auf Nekruten, Emigranten, Sträflinge, Lebenemittel und die unvermeidlichen 
Munitionen. Jeder dieser Trausporte umfasse höchstens 1800.—2000 Men- 
schen. Die 2 Turchfahrt joll viermal jährlich geschehen, zweimal hin und zwei- 
mal zurück. So oft sie bevorstehe, werde die Pforte von der rufsichen Bot- 
schaft davon benachrichtigt werden und die geuaneslen Nachweise über die 
Ladung der Schiffe empfangen. Englischerseits ist gegen dieses russische Ver- 
langen der Pforte eine Protestnote nicht zugegangen; es wurden nur münd- 
liche Vorstellungen erhoben. 
— November. (Ostrumelien) schließt cinen Zollvertrag mit 
Bulgarien ab, der alle Waren aus Bulgarien gegen nur 2 Proz. 
Zoll nach Ostrumelien hereinläßt. Die Pforte protestiert, aber, wie 
es scheint, umsonst. 
Die Rußland natürlich sehr genehme Maßregel ruiniert im voraus 
die türkischen Handelsverträge und Tarife und macht, daß die Türkei ein 
dringendes Interesse daran bat. die Eisenbahn nach Vranja nicht zu bauen. 
Denn wenn Waren, die aus Bulgarien kommen, mit 2 PéCt. Zoll über die 
Grenze gehen, wenn dabei, wie natürlich, keine Kontrolle möglich ist, ob die 
Eisenbahnsendungen aus Bulgarien oder aus entlegenern Ländern kommen, 
dann ruiniert die Eisenbahn Vranja-Philippopel das ganze Zollwesen der