Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1884. (25)

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den Besorgnisse des deutschen Handelsstandes durch Aufrechterhaltung der 
daselbst bestehenden Handel= uiriheeit zerstreuen werde. Ew. 2c. wollen in 
dieser wie in den übrigen Fragen jeder Kollision unserer und der itanzͤsi. 
schen Interessen sorgsältig aus dem Wege gehen. (gez.) v. Bismar 
2. Erster Bericht Nachtigals über die politischen Lerhältnisse 
in Klein-Popo, die kritische Lage der deutschen Firmen in Lome 
und Aageida, den Abschluß einee Schutherrschaftsvertrage mit 
dem König von Togo, die Einsetzung eines Ronfule für Togo und 
die Freilassung der genommenen Geiseln: 
„Golf von Benin, den 0. Juli 1881. Nachdem wir am 25., resp. 
28. Juni Sierra Leone und Monrovia behufs der Einnahme von Kohlen 
und Empfangnahme der Post berührt hatten, anlerten wir am 2. Juli nach- 
mittags auf der Rhede von Litlle Popo. Vald darauf kamen die O. Ber- 
theau von der Faktorei Wölber u. Brohm (Hamburger Faktorei) und Cccarins 
(Hansa-Faktorei# au Bord S. M. S. „Mowe“ und berichteten auf Beigngen, 
daß seit dem inschreiten der Korvettenkapitäne Stubenrauch mit S. M. 
„Sophie“ die dentschen Faktoreien keinen nenen Unannehmlichleiten und Fä#s- 
seligkeiten seiteus der Partei des Hänptlings Lawson auegesetzt gewesen seien. Sie 
fügten hinzu, daß freilich die politischen Verhältniie des Ländchens noch keines- 
wegs geordnete oder auch nur gebesserte seien. Der Ronig von Grigi, bezw. sein 
Vertreter, und diejenigen Hauptlinge von Little Popo. die zu seiner Partei 
halten, würden durch die Hoifuung aus einen ihrer Bitte um die Protektion 
Sr. Maj. des Kaisers günstigen allerhöchsten Bescheid augenblicklich noch 
zusammengehalten und gestärkt gegen die Lawson-Partei, deren Wühlereien, 
wenn kein Einhalt gethan werde, binnen kurzem zum Verlust der Unab- 
hängigkeit des Ländchens führen dürsten. Es habe den Anschein, als wenn 
diese Partei beständig bemüht sei, Unruhen und Unordnungen hervorzurusen, 
die eines Tages ein gewaltsames Einschreiten der sie anstiftenden englischen 
Kolonialantoritäten rechtfertigen oder entschuldigen würden. Binnen kurzem 
würde sich wahrscheinlich das Schickfal von Little Popo entscheiden, da in 
der folgenden Woche ein König von Grigi gelrönt werden jolle und bei 
dieser Gelegenheit von den Anhängern der Grigi- Parlei beabsichtigl werde, 
von den Lawsons eine Erklärung darüber zu erzwingen, ob es wahr sei, 
daß sie beabsichtiglen, die Engländer ins Land zu bringen (,ob sie das Land 
an die Engländer verlauft hätten") und im Bejahungefalle sie aus dem 
Little Popo- Gebiete zu vertreiben. Bei dieser Gelegenheit werde es sich 
zeigen, über welchen Grad von Macht und Mut die Grigi-Partei nötigenfalls 
gebieten könne. 
„Entsprechend den hohen Anweisungen Ew. W. erklärte ich den Herren, 
daß es vorlanfig nicht in meiner Machtvollkommenheit läge, die Entwicklung 
der inneren politischen Verhältnisse von Liltle Popo zu beeinflussen, sondern 
daß ich für jetzt nur den Auftrag hätte, mich zum Zwecke der Berichterstattung 
von der Lage der Dinge zu überzeugen und, wenn den in Little Popo au- 
gesiedelten Deutschen in der Zwischengeit keinerlei Unbill zugefügt oder neue 
Schwierigkeiten bereilet worden wären, die von S. M. S. „Sophie“ vier 
Monate zuvor als Geiseln fortgeführten Mitglieder der Lawson-Partei, Gomez 
und Wilson, wieder freingeben. Wenn auch die Aertreler der deuuschen 
Faktoreien aur der letteren Maßregel keinen unmittelbaren Schaden für sich 
und die von ihnen vertrelenen Firmen befürchten zu müssen glaubten, so 
waren sie doch ersichtlich niedergeschlagen durch die geringe Aussicht auf die 
übernahme des Protektorats über Little Popo seitens Sr. Maj. des Kaisers, 
wie sie ihnen aus meiner Antwort hervorging, und überzeugt, daß diese Ent- 
läuschung einen sehr entmutigenden und schwächenden Einfluß auf die Grigi-
	        
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