Die beuische Kolonialpolilik nacz den olsf#iellen Weißbüchern. 427
Briefschreiber geschehen, wenn nicht etwa S. M. S. „Möwe“ helfend ein-
greise. Bei der Dringlichkeit der zeannn und der geringen Entfernung
der angegebenen Ortichaften von Little Popo Bageida liegt etwa 15.
Lome ungefähr 21 Seemeilen westlich von Little Popo — erschien es mir
geboten, mich noch am Nachmittag desselben Tags mit der „Möwe“ nach
Bageida Au begeben.
„Die Zusammenlunst wurde in der Hansafaltorei abgehalten. Der
Erste. der sich einfand. war Lawson, der schon abende zuvor ein Begrüßzungs-
schreiben aus seinem „New London-Palace“ an mich gerichtet hatte. In
meiner Ansprache an die Aersammlung gab ich meiner Genugthuung Aus-
druck, daß nach Kapitän Stubenrauchs Abreise die dortigen Deutschen keinen
Grund zu neuen Klagen gehabt hätten, und meiner Hoffnung, daß in Zu-
kunft das gute Einvernehmen zwischen denselben und den Eingebornen“ nicht
wieder gestört werden möge. Se. Maj. der Kaiser habe mir in Seiner
großen Güte und Milde anbesohlen, für den Fall, daß sich inwwischen lein
Grund zu Klagen der Deutschen geltend gemacht habe, die der Lawson-Parlei#
angehörigen Geiseln wieder freizugeben. Indem ich binzufugte, daß ich hoffte,
die Behandlung, welche die letzteren, sowohl in Deutschland als aus der
Reise erfahren haben, werde zur Hebung des freundschaftlichen Verhällnisses
zwischen Deutschen und Eingebornen in Litile Popo beitragen, erbat ich mir
zuvor eine schriftliche Erklärung King Lawsons, daß er auch nach der Frei-
gabe der Geiseln sich an das am 1. Februar d. J. an Vord S. M. S.
„Sophie“ von ihm augsgestellte und unterzeichnete Dokument gebunden er-
achte, wie es die Faktoreien als wünschenswert beantragt hatten. Dies
weigerte sich King Lawson unter verschiedenen Aueflüchten zu thun. Als
nach mehr als einstündiger Verhandlung noch leine Nachgiebigkeit erzielt
war, ließ ich im Einverständnis mit Kapitän Hoffmann die Geiseln von der
als Ehrenwache gestellten Mannschaft der „Möwe“ wieder an Bord schaffen,
riet dem Höuptling Lawson, bie 2 Uhr nachmittags, zu welcher Zeit Sr.
Maj. Schiff die Rhede von Little Popo verlassen werde, einen vernünftigeren
Guchlusß zu fassen, verabichiedete mich freundlich von den Häuptlingen der
Grigi-Partei, welche spontau erklärten hallen, jede mir genehme neue Er-
llärung zu Gunsten der deutschen Kaufleute in Litlle Popo abgeben zu wollen,
und begab mich mit Kapitän Hoffmann, Dr. Buchner u. a. wieder an Vord.
Die Geiseln waren äußerst entrüslet gegen ihren Chef, schrieben ihm einen
dringlichen Briej und gaben sich der sesten Hoffnung hin, daß derselbe dem-
nächst zur Vernunft kommen werde.
„Als wir auf der Rhede von Bageida vor Anker gegangen waren,
siellten sich ein die H.. Heinrich Nandad, Hauptagent von Wölbert u. Brohm,
H. Armerding, Agent derselben Firma in Bageida, E. Kentzler, Agent der-
517 Firma in Lome, H. Brandt, Agent von Victor Söhne in Lome,
E. Hille, Agent derselben Firma in Bageida; sie bestätigten voll und ganz,
was oben über ihre kritische Lage gesagt worden ist, fügten hinzu, daß an
demselben Tage die Abgesandten des Togo-Königs, auf Grund eines Rund-
schreibens des leyzteren, mit Vageida-Lenten die Entfernung der dortigen
deutschen Kauflente beschließen wollten und baten um Beistand. Da ich noch
im Fieber lag, begleitete Dr. Buchner die Herren an Land, beriet mit diesen
und den Eingebornen und erschien um die Mittagszeit wieder au Bord, mir
eine schriftliche Bitte um Beistand seilens der Abgesandten des Togo-Königs.
und der Häuptlinge von Bageida überbringend. Unverziglich begab ich mich
mit Dr. Buchner wieder an Land, fand die antorisierten Personen noch im
Palaver versammelt und empfing von denselben auch mündlich die Versiche-
rung, daß sie nur aus Furcht vor den Drohungen des englischen Komman=
danten von Kitta sich genötigt gesehen hätten, die Entsernung der deutschen