Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Erster Jahrgang. 1885. (26)

210 Die Oesterteitis-Angarische Monarcie. (Mitte Juli.) 
anstalt in Anregung bringen und die beteiligten Kreise eventuell für den 
vorgeschlagenen Modus procedendi gewinnen sollten, werde ich nicht er- 
mangeln, im Interesse der Realschule die erforderlichen Schritte zu thun 
und Ihnen zur Erreichung Ihrer Wünsche nach beiden Richtungen hin hilf- 
reiche Hand zu bieten. Empfangen Ew. Hochwürden die Versicherung meiner 
vollkommenen Hochachtung. Budapest, 9. Juli 1885. Tréfort m. p.“ 
Das Teutsch'sche Memorandum führte Beschwerde über die Verord- 
nung, welche vom Unterrichtsminister in Ausführung des ungarischen Ge- 
setzes von 1879, betr. die Einführung des obligatorischen magyarischen Sprach- 
unterrichts an sämtlichen nichtmagyarischen Volksschulen, im Juni 1879 
erlassen wurde. (Vgl. Gesch. Kal. 6. Mai 1879.) Es wird in dem Memo- 
randum ausgeführt, daß die ministerielle Verordnung gegen den Geist des 
Sprachengesetzes verstoße, daß der durch die Verordnung eingeführte Lehrplan 
die Entnationalisierung der deutschen Bevölkerung zur Folge haben müsse, 
daß endlich der dualistische Unterricht zweier Sprachen in der Volksschule 
den allgemeinen Kulturfortschritt der deutschen Bevölkerung hemme und 
schließlich auch das protestantische Kirchentum bedrohe. Das Memorandum 
wendet sich nicht gegen die Erteilung des magyarischen Volksschulunterrichts 
überhaupt, sondern bittet um eine Milderung des Lehrplans, welche den Be- 
stand und Charakter der ihm unterliegenden Volksschulen als deutscher Volks- 
schulen ermögliche. 
Mitte Juli. (Osterreich: Volksschule.) Die Statistik der 
Unterrichtsanstalten in Osterreich für das Jahr 1882/83 gibt über 
die Volksschulen in Österreich folgende Daten: 
Die Zahl der im schulpflichtigen Alter stehenden Kinder betrug 
3,111,486. Die öffentlichen und privaten Volksschulen waren von 2,641,849 
Kindern besucht, nämlich die öffentlichen von 2,557,747, die privaten von 
84,102. Die Zahl der öffentlichen Volksschulen betrug 15,944, und zwar 
324 Bürgerschulen und 15,620 allgemeine Volksschulen. Rechnet man hiezu 
944 Privatschulen, so ergibt sich eine Gesamtzahl von 16,888 oder für je 
184 schulpflichtige Kinder eine Schule. Mit den Bürgerschulen ist es noch 
ziemlich schlecht bestellt. Eine erhebliche Anzahl derselben besitzen bloß Nieder- 
österreich 57, Böhmen 171 und Mähren 146. In Rücksicht auf die sprach- 
lichen Verhältnisse findet man vier Länder mit einheitlicher Unterrichtssprache, 
nämlich Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg, wobei 
jedoch zu bemerken ist, daß an vier Schulen Niederösterreichs in den ersten 
Schuljahren teilweise die tschecho-flawische Unterrichtssprache benützt wurde 
und daß in Vorarlberg eine Schule mit gemischter Unterrichtssprache (ita- 
lienisch-deutsch) bestand. Im folgenden zeigt sich der Anteil der Nationali- 
täten an den Schulen in mehreren gemischtsprachigen Ländern. Es bestehen 
in Steiermark 526 deutsche, 160 slowenische, 75 gemischtsprachige Schulen; 
Kärnten 251 deutsche, 93 gemischte; Krain 20 deutsche, 221 slowenische, 28 
gemischte; Triest und Gebiet 2 deutsche, 12 slowenische, 22 italienische; Tirol. 
781 deutsche, 719 italienische, 25 gemischte; Böhmen 2064 deutsche, 2520 
czechische; Mähren 611 deutsche, 1386 czechische, 45 gemischte; Schlesien 205 
deutsche, 112 czechische, 126 polnische, 24 gemischte; Galizien 34 deutsche, 
1238 polnische, 1537 ruthenische, 130 gemischte; Bukowina 18 deutsche, 74 
ruthenische, 53 rumänische, 3 magyarische, 64 gemischte; Dalmatien 6 ita- 
lienische, 269 serbo-kroatische. 
Der Anteil der einzelnen Nationalitäten an den gesamten öffentlichen 
Volksschulen stellt sich folgendermaßen dar: Es bestanden 6733 deutsche, 
4018 czechische, 1364 polnische, 1611 ruthenische, 496 slowenische, 868 ita-
	        
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