214 Vie Oelerreithish--Angarishe Menarthhie. (Anf. Septbr. 15.)
das Verhältnis beider Staaten zu einander wie ein durch einen Vertrag zu
Stande gekommenes. Er reklamiert in Folge dessen ein separates kroatisches
Staatsbürgerrecht. Er verlangt selbständige kroatische Honveds und die Re—
form des Ludovizeums mit Berücksichtigung des croatischen Staatsgedankens,
Bezeichnung des obersten Rechnungshofes und des Verwaltungsgerichts als
eine Ungarn und Kroatien gemeinsame Einrichtung und die Umwandlung des
ungarischen Reichstags in einen gemeinsamen und fordert die Trennung des
kroatischen vom ungarischen Staatsbudget. Der Charakter des kroatisch-fla-
wonischen Bundesstaates verlange auch, daß bei den zukünftigen internatio-
nalen Verträgen nicht nur der Titel „König von Dalmatien, Kroatien und
Slawonien“" angeführt, sondern daß auch Verträge, sofern deren Wirkung in
den Bereich der kroatischen Landesautonomie fällt, nicht ohne Mitwissen und
Genehmigung der Agramer Landesregierung abgeschlossen werden sollen, und
daß dieses Verhältnis der Gleichberechtigung durch die Bezeichnung Kroatiens
und Slawoniens als Bundesländer Ungarns (regna socia) äadußerlich zur
Geltung und Anerkennung gelange. In der Einzelberatung werden jedoch
viele dieser Forderungen von der Mehrheit verworfen.
Anfang September. (Ungarn: Rumänische Irredenta.)
In Südungarn wird eine „das Aktions-Komitee der rumänischen
Irredenta“ unterzeichnete Proklamation in tausenden von Exempla-
ren verbreitet,
welche unter Aafforderung zur Brandstiftung und Gebrauch von
Dynamit den Widerstand gegen die Magyarisierung und gewaltsame Los-
reißung von Ungarn empfiehlt. Der Aufruf schließt mit folgender Ansprache
an die Rumänier in Rumänien: „Dem Kinde in der Familie und in der
Schule muß gesagt werden, daß unser Vaterland durch die Magyaren ent-
zweigerissen ist; dem Soldaten muß gesagt werden, daß die wahre und wirk-
liche Erstarkung des rumänischen Reiches erst dann eine vollständige sein
wird, wenn Siebenbürgen in unserm Besitze ist; endlich möge sich jeder
denkende Rumäne überzeugen, daß die wirkliche und dauernde Garantie der
Unabhängigkeit seines Vaterlandes weder in Verträgen noch in der von heute
auf morgen variablen Politik, sondern in der Vollendung unserer politischen
Einigung zu finden ist. Es wäre für Rumänien das entsetzlichste Unglück,
wenn Siebenbürgen ihm entginge; es wäre das der Vorläufer des Unter-
ganges Rumäniens. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir herüben unser
nur die Hälfte sind, und wenn wir eine Mission im Orient haben, so kann
sie uns nur dadurch zufallen, daß wir unser nicht fünf, sondern zehn Millio-
nen sind.“ Seitens der rumänischen Regierung werden in Folge dessen
eine Anzahl aus Siebenbürgen stammender Rumänen aus dem Königreich
Rumänien ausgewiesen.
Anf.—15. September. (Kroatien.) Reise des Kaisers nach
Kroatien.
. Über die politische Bedeutung der Reise, welcher die Manöver bei
Pozega zur dußeren Veranlassung dienen, schreibt die offiziöse „politische
Korrespondenz"“:
„Die nunmehr abgeschlossene Reise des Kaisers nach Kroatien ist von
außerordentlicher politischer Tragweite, und die Wichtigkeit ihrer Einwirkungen
ist unberechenbar. Se. Majestät hat in Kroatien die ungarische Regierung und
den Banus unausgesetzt ausgezeichnet, hat seinen Einfluß, sowie entschiedene
Außerungen zur Befestigung der ungarischen Staatspolitik aufgeboten, und
es ist jedermann bekannt, daß das kroatische Bolk dem Worte Sr. Majestät