Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Erster Jahrgang. 1885. (26)

220 Jie Gesterreicis-Angeriscze Mosarchie. (Oktober 14.—17.) 
Sinne und Geiste von der einen und der andern Seite genau und gewissen- 
haft ausgeübt und gehalten werde und, nachdem dieses staatliche Grundgesetz 
seit seinem Bestehen bis jetzt in seinen wichtigen Bestimmungen wesentlich 
verletzt wurde, daß alle diese Verletzungen im geeigneten Wege ausgeglichen 
und beseitigt und das Ausgleichsgesetz vollständig saniert in seiner ursprüng- 
lichen Reinheit hergestellt werde. Diese Sanierung des Ausgleichsgesetzes soll 
auf Grund des Zivkovic'schen Elaborates (vgl. 27. August) erfolgen. 
Als fernere Aufgabe wird bezeichnet, daß den Serben die kirchlich- 
kulturelle Autonomie durch ein Gesetz festgestellt und gewährleistet werde, 
und „daß unter würdiger Berücksichtigung der Lebens-Interessen des uns ge- 
meinsamen Vaterlandes einerseits und der auf die kulturelle Entwicklung 
bezughabenden berechtigten Bedürfnisse des serbischen Volkes andererseits, 
zwischen Kroaten und Serben, welche eine und dieselbe politische Nation 
dieser Königreiche bilden, eine aufrichtige und dauernde Eintracht als die 
wesentliche Bedingung der besseren Zukunft unseres geliebten Vaterlandes 
hergestellt und für immer bewahrt werde"“. 
14. Oktober. (Österreich.) Vorlegung des Budgets für 
1886. 
Die Gesamt-Ausgaben stellen sich auf 513,582,710 fl. und haben im 
Vergleiche mit dem Finanzgesetze für das Jahr 1885 eine Abnahme von 
6,616,062 fl. erfahren; die Einnahmen werden mit 506,939,788 fl. präli- 
miniert und zeigen im Vergleiche mit der Bedeckung des Jahres 1885 eine 
Vermehrung von 1,978,293 fl.; der unbedeckte Abgang stellt sich auf 
6,642,922 fl., während derselbe im letzten Präliminare mit 15,237,277 fl. 
figurierte, so daß sich eine Verminderung des Defizits um 8,6094,355 fl. 
ergibt. 
15. Oktober. (Österreich.) Herrenhaus: Adreßdebatte. 
Das Haus nimmt den von Freiherrn von Hübner verfaßten Ent- 
wurf, welcher nur eine Umschreibung der Thronrede enthält, gegen die 
24 Stimmen der Linken an. Unger, Hasner und Schmerling sprechen vom 
zentralistischen Standpunkt aus sehr energisch gegen den Entwurf und gegen 
das herrschende Regierungssystem. Unger schließt seine Rede: „Uber kurz 
oder lang — nicht jeden Wochenschluß macht Gott die Zeche, sagt Göthe — 
wird das gegenwärtige Regierungssystem in sich zusammenbrechen; es wird 
teils an den unabweislichen Postulaten des österreichischen Staatswesens zer- 
schellen, zum Teile wird es an der unnatürlichen Verbindung seiner An- 
hänger, sowie an dem Ubermaße und der Unvereinbarkeit ihrer Ansprüche 
zu Grunde gehen. Und so harren wir denn getrost in Ergebung und Er- 
gebenheit des Tages, an welchem von entscheidender Stelle das erlösende 
und wahrhaft konservative Wort gebieterisch ertönen wird: Bis hieher und 
nicht weiter!“ 
15. Oktober. (Ungarn.) Vorlegung des Budgets für 1886. 
Die Gesamtausgaben belaufen sich auf 344,651,674 fl., die Gesamt- 
einnahmen auf 329,790,397 fl., der Fehlbetrag beträgt 14,861,277 fl. und 
ist, verglichen mit dem Budget von 1885, um 2,997,514 fl. größer. Die 
ordentlichen Einnahmen sind auf 321,000,572 fl., die ordentlichen Ausgaben 
auf 310,0602,871 fl. veranschlagt, so daß die ordentliche Gebahrung einen 
Uberschuß von 4,557,701 fl. aufweist. 
17. Oktober. (Osterreich.) Abg.-Haus: Interpellation 
Grocholski und Gen. betr. die Ausweisungen aus Preußen.
	        
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