224 Jie Gelerreichis-Angarische Monarcie. (Oktober 24.— 31.)
24. Oktober. (Österreich-Ungarn.) Der Kaiser erwidert
bei dem Empfang der Delegationen auf die Ansprachen der
Präsidenten:
Die Versicherung treuer Ergebenheit, welche Sie mir soeben ausge-
sprochen, erfüllen mich mit aufrichtiger Befriedigung; empfangen Sie dafür
den Ausdruck meiner vollen kaiserlichen Huld. Die Beziehungen der Mo-
narchie zu den auswärtigen Mächten sind die freundschaftlichsten. Der Be-
such, mit welchem uns der Kaiser und die Kaiserin von Rußland in Kremsier
erfreuten, erschien als ein wertvolles Zeichen der Fortdauer jenes engen und
vertrauensvollen Verhältnisses zwischen den Herrschern der drei großen Nach-
barreiche, deren Bedeutung für den Frieden der Monarchie und Europas ich
Ihnen vor Jahresfrist anzukündigen vermochte. In dem ernsten Bestreben,
den durch Verträge gewährleisteten Rechtszustand als Grundlage des Friedens
und der Ordnung aufrecht zu erhalten, finden wir die volle Mitwirkung der
übrigen europäischen Mächte. Diese Einmütigkeit zur Sicherung der großen
Interessen des Friedens bildet das gewichtigste Unterpfand des Erfolges. In
diesem Geiste ist meine Regierung bemüht, im Vereine mit den andern
Signatarmächten des Berliner Vertrages in dem Gebiete des Balkans die
legale Ordnung wiederherzustellen, deren unerwartete Verletzung für die Ruhe
und Wohlfahrt der dortigen Völker ernste Gefahren heraufbeschwört. Die
Achtung vor den Verträgen und die Aufrechthaltung der aus letztern hervor-
gehenden Rechte und Pflichten waren die Voraussetzungen jenes Vertrauens,
das Europa den Balkanvölkern entgegengebracht hat, indem es die Beding-
ungen eines selbständigen politischen Staatslebens für dieselben schuf. Die
Erhaltung des Friedens und die Wahrung der Interessen der Monarchie
wird auch fortan die erste Aufgabe meiner Regierung bleiben. Die Vor-
lagen, welche Ihnen zur verfassungsmäßigen Behandlung zugehen, werden
davon Zeugnis geben. daß auch dießmal der Finanzlage der Monarchie volle
Rechnung getragen wurde. Die Kriegsverwaltung nimmt von Ihrer, wie
ich dankend anerkenne, stets bewährten Opferwilligkeit die Mittel in Anspruch,
um ohne Steigerung des Gesamterfordernisses die einer Abhilfe dringend be-
dürftige Lage der untern Offizierchargen und Kadetten zu verbessern. Die
fortschreitende Entwicklung meiner Kriegsmarine auf Grundlage der im vori-
gen Jahre festgestellten Prinzipien der Küstenverteidigung empfehle ich Ihrer
wohlwollenden Fürsorge. Die kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnisse
in Bosnien und der Herzegowina sind in stetigem und erfreulichem Fort-
schritte begriffen. Es ist auch dießmal möglich geworden, die Verwaltungs-
auslagen aus den eigenen Einnahmen dieser Länder zu decken; ein Zuschuß
aus gemeinsamen Mitteln wird nicht in Anspruch genommen. Meine Re-
gierung hat für das nächste Jahr abermals eine Verminderung des für die
Truppen in Bosnien und der Herzegowina erforderlichen Kredites in Aus-
sicht genommen. Mit Vertrauen und voller Zuversicht rechne ich auf die
Hingebung, die Einsicht und den patriotischen Eifer, mit welchem Sie meine
Regierung in der Erfüllung ihrer wichtigen Aufgaben unterstützen werden.
In diesem Sinne heiße ich Sie aufs herzlichste willkommen.
24. Oktober. (Österreich: Schwurgerichte) Abg.-Haus
nimmt das Gesetz betr. die Verlängerung der Suspension der Schwur-
gerichte in Wien, Kronenburg und Wiener Neustadt mit 163 gegen
126 Stimmen an.
31. Oktober. (Lage im Orient. Deutsche Zölle.) Graf