226 Lie Gekerreichis-Angarische Mosartgie. (November 4. .10.)
übrige nichts, als die praktischen Ergebnisse der deutschen Zollerhöhungen
abzuwarten. Unzweifelhaft werde ein Zeitpunkt kommen, wo man diese
Frage unter günstigern Verhältnissen wieder aufnehmen könne, denn es sei
beiderseits festgestellt worden, daß der Wunsch nach wirtschaftlicher Einigung
auf beiden Seiten im Grundsatze noch immer fortbestehe.
4. November. (Armeesprache.) Reichsrats-Delegation: Er-
lernung der Armeesprache.
Der Kriegsminister Graf Bylandt legt auf die Anfrage des Abg.
Sturm, ob für Erlernung der Armeesprache hinreichende Fürsorge getroffen
sei, die Maßregeln dar, welche ergriffen sind um die Erlernung der deutschen
Sprache durch die Unteroffiziere zu sichern. Er fügt hinzu: Bedeutendere
Abnahmen der Kenntnis der deutschen Sprache könne er bis dahin nicht
konstatieren; trotzdem könne er seine patriotische Besorgnis nicht ganz unter-
drücken, daß bei den gegenwärtig in vielen Kronländern sich kundgebenden
Bemühungen in betreff der Einrichtung der Schulen nach nationalen Prin-
zipien, insbesondere der Volksschulen das gegenwärtig befriedigende Verhält-
nis in dieser Richtung doch einigermaßen alteriert werden könnte. Diesen
Besorgnissen gegenüber weist der Kriegsminister auf die in den Ländern der
ungarischen Krone bestehenden gesetzlichen Vorsorgen in Bezug auf die An-
eignung der deutschen Sprache speziell in den Mittelschulen hin, welche die
betreffenden Verhältnisse wenigstens teilweise günstig zu beeinflussen geeignet
seien. Er würde nur wünschen, daß gleiche Vorsorgen auch in den übrigen
Teilen der Monarchie platzgreifen würden.
5. November. (Österreich: Unterrichtsminister.) Der
Unterrichtsminister Baron Conrad von Eybesfeld nimmt seine Ent-
lassung; zu seinem Nachfolger wird der bisherige Direktor des There-
sianum, Dr. Gautsch von Frankenthurn, ernannt.
Der Rücktritt des Baron Conrad wird auf die Opposition der Czechen
und Klerikalen gegen ihn zurückgeführt. Dr. Gautsch ist von deutscher Ab-
stammung ohne prononcierte Parteistellung und ohne politische Vergangenheit.
10. November, (Böhmen.) Verurteilung der Königinhofer
Exzedenten. (Vgl. 24. August.)
Die Verhandlung findet vor dem Kreisgericht in Königgrätz statt.
Angeklagt sind 51 Personen, darunter 5 Deutsche. 38 Angeklagte (darunter
4 Deutsche) werden zu mehrmonatigen Kerkerstrafen verurteilt. Der Bürger-
meister und ein Gemeindeausschußmitglied werden mit einer Strafe von
3 Monaten schweren Kerkers belegt.
Die deutsch-liberale Presse äußert ihre lebhafte Entrüstung über die
Verurteilung der nach ihrer Auffassung lediglich passiv beteiligten Deutschen.
10. November. (Osterreich.) über die Ausweisungen
aus Preußen erklärt Graf Kalnoky im Budget-Ausschuß der Reichs-
rats-Delegation:
Es seien von dieser Maßregel der preußischen Regierung hauptsächlich
russische Unterthanen betroffen; bei der österreichischen Botschaft in Berlin
seien 31 Reklamationen eingegangen. Die Mehrzahl der Ausgewiesenen
seien galizische Juden. Jedem Staate stehe es frei, fremden Unterthanen
den Aufenthalt im Staatsgebiete zu gestatten oder nicht. Demgemäß sei
auch die Berufung auf den österreichisch-deutschen Handelsvertrag nicht zu-