244 Großbritannien. (Februar 11.—20.)
bis dahin wenig beachteten Verhandlungen mit Rußland über die afghanische
Grenze. Die afahanische Frage verschwindet von nun an nicht wieder von
der Tagesordnung der politischen Erörterungen.
11. Februar. Lord Roseberry tritt als Geheimfiegelbewahrer
in das Kabinet.
14. Februar. (Sudan.). Rückzug der Engländer.
Die bis Metammeh vorgeschobenen Truppen weichen vor der Uber-
macht des Mahdi über Abu Klea und Gakdul nach Korti, wo sich Lord
Wolseley mit dem Gros der Expedition befindet, zurück.
Diese Rückzugsbewegung, welche der General Buller auf eigene Faust
ohne Anweisung Wolseleys einleitet, ruft in England lebhafte Besorgnisse
hervor, da der kurz vorher angekündigte neue Feldzugsplan dahin ging, daß
Lord Wolseley mit der Hauptmacht bis Metammeh vorrücken und dort in
einem verschanzten Lager Verstärkungen abwarten sollte. — Auch die nach
Abu Hamet vorgeschobene Abteilung wird nach Korti zurückberufen.
17. Februar. (Sudan.) Die Regierung lehnt das Aner-
bieten Kanada's und Viktoria's, Truppen zur Unterstützung der
sudanesischen Expedition zu schicken, ab, da dieselben zu spät ein-
treffen würden, um an den Operationen teilzunehmen.
19. Februar. Das Parlament nimmt seine Arbeiten wieder
auf. Northcote kündigt an, daß er ein Tadelsvotum gegen das
Ministerium wegen der sudanesischen Politik einbringen werde.
Gladstone gibt eine Exposee über die Lage im Sudan: Die Politik
der Regierung sei stets zu Gunsten einer Räumung des Sudans durch
Aegypten gewesen; mit dieser Politik sei der Chedive einverstanden. Allein
die Einnahme von Khartum mache neue Maßregeln erforderlich. Die Regie-
rung sei zu dem Schluß gelangt, daß es ihre Pflicht sei, Lord Wolseley zu
instruieren, seine militärischen Maßnahmen auf die Politik eines Vorgehens
zum Sturz der Macht des Mahdi's in Khartum zu basieren. Die dieser
Maßregel entspringenden Folgen seien: ein sofortiges Vorgehen gegen Os-
man Digma von Suakin aus, die Eröffnung der Straße nach Berber, der
Bau einer Eisenbahn und die Verwendung der britischen Truppen zu dem
Zwecke, die Macht des Mahdi in Khartum zu brechen. Friedensvorschläge
würden dem Mahdi nicht gemacht werden, indessen sei Baring (der engl.
General-Konsul in Kairo) angewiesen, jede vom Mahdi eingehende Mit-
teilung der Regierung zur Erwägung zu unterbreiten. Während die Aus-
füheungen Northcotes von dem lebhaften Beifall der Opposition begleitet
ind, nimmt die Regierungspartei die Darlegungen Gladstones mit tiefem
Schweigen entgegen.
20. Februar. Rüstungen in England.
Granville legt dem Oberhause zwei Botschaften der Königin vor;
nach der ersten sollen wegen der Lage im Sudan solche Mannschaften, welche
andernfalls den Bedingungen ihrer Anwerbung zufolge berechtigt gewesen
wären, den Reserven zugeteilt zu werden, bis auf weiteres unter den Fahnen
verbleiben.
In der zweiten Botschaft wird die Einberufung der Miliz ange-
kündigt.