16 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Jan. 15.—19.)
her 48.00), Honig 20.00 (bisher 3.00), Holz: roh 0.3 (bisher 0.1), mit der
Axt behauen 0.4 (bisher 0.1), gesägtes, zerkleinertes 1.00 (bisher 0.25), un-
behobelte Bretter 2.0 (bisher 0.25).
Die Tarifnovelle ruft besonders in Österreich lebhafte Besorgnisse her-
vor. Die „Neue freie Presse“ berechnet, daß die Zollerhöhungen nahezu den
dritten Teil des gesamten österreichischen Exports nach Deutschland treffen.
Der „Pester Lloyd“ stellt Gegenmaßregeln durch Erhöhung der österreichischen
Industriezölle in Aussicht.
15. Januar. (Elsaß-Lothringen.) Der Statthalter, von
Manteuffel, faßt in seiner Tischrede bei Gelegenheit der Eröffnung
des Landesausschusses die Grundsätze seiner Politik dahin zusammen:
„Ich denke, diese dem Lande nachteiligen, wirklich veralteten Protest-
phrasen und diese Hetzereien werden nach und nach aufhören. Sollte es nicht
sein, sollte die Ruhe des Landes dadurch gefährdet werden, sollte meine
Pflichterfüllung gegen das Reich dabei in Frage kommen, so schrecke ich vor
keinem Extrem zurück, denn die Pflichterfüllung gegen meinen Kaiser und
mein Vaterland gehört zu meiner Religion! Abgesehen aber von dem
Zwange, den solches Paktieren mit dem Auslande mir auferlegt, halte ich
unverbrüchlich fest an meiner Politik: Wunden zu heilen, Gefühle zu
schonen, dem Volke die Religion zu bewahren, durch gerechte, die geistigen
und materiellen Interessen fördernde Verwaltung dem Lande die Übergangs-
periode zu erleichtern und der subalternen Auffassung entgegenzutreten,
Elsaß-Lothringen müsse als erobertes Land behandelt werden. Ich wiederhole,
an dieser Politik halte ich fest, wenn ich auch manchmal Undank ernte und
von anderer Seite des Alt- und Schwachgewordenseins beschuldigt werde.“
Die Finanzlage der Reichslande ist eine günstige:
Der Etat ist nahezu 2 Millionen Mark niedriger als im Vorjahre
(er balanziert mit 38,657,114 M) und weist im Ordinarium einen Überschuß
von 1,258,550 4 auf, welcher zur Deckung des außerordentlichen Etats hinreicht.
Die Etatsdebatten verlaufen, abweichend von früheren Jahren, in
ruhiger, sachlicher Weise. Die Redner stellen sich im allgemeinen auf den
Boden der Zugehörigkeit zu Deutschland und beschweren sich nur über die
fortdauernde „Vorenthaltung der politischen Rechte“.
16. Januar. (Zanzibar.) Die Absendung eines deutschen
Kriegsschiffes nach Zanzibar mit dem General-Konsul Rohlfs an Bord
veranlaßt die englische Regierung, das deutsche Auswärtige Amt
auf die englischen Interessen in Zanzibar aufmerksam zu machen.
Die Note behauptet, daß die Sultane von Muscat und von Zanzibar
den größten Teil des gegenwärtigen Jahrhunderts unter dem direkten Ein-
fluß Englands und der indischen Regierung gestanden haben und legt die
englischen Handelsinteressen im einzelnen dar. Der Schlußsatz der Note des
englischen Botschafters lautet: „Indem ich Euer Exzellenz obigen kurzen
Überblick über die Interessen mitteile, welche Ihrer Majestät Regierung an
dem Wohlergehen und der Aufrechterhaltung der Souveränität des Sultans
von Zanzibar hat, dessen Unabhängigkeit sie zu unterstützen wünscht, habe ich
im Auftrage Earl Granvilles zu konstatieren, daß die Regierung der Königin
überzeugt ist, daß der Reichskanzler bereitwillig den Geist, in welchem diese
Mitteilung gemacht ist, anerkennen wird.“
17.—19. Januar. (Militär-Etat.) Reichstag: beendet die
zweite Lesung des Militär-Etats und lehnt die bereits zweimal ab-