Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Jan. 19. —21.) 17
gelehnte Forderung von 289000 M für Errichtung einer Unter-
offizierschule in Neu-Breisach trotz lebhafter Befürwortung derselben
durch Moltke und den Kriegsminister von Bronsart wiederum ab.
19. Januar. (Kolonialpolitik.) Dem Reichstag wird
das Weißbuch „Deutsche Landreklamationen auf Fidji“ vorgelegt
(siehe Gesch.-Kal. 1884 S. 446 u. St. A. 44, 8356 ff.; vgl. auch
Großbritannien).
Das Heft diplomatischer Schriftstücke, welches den Titel: „Deutsche
Land-Reklamationen auf Fidji“ führt, ist erst nach den auf Kamerun,
Angra Pequena und die deutschen Ansiedelungen auf Samoa etc. bezüglichen
Publikationen des auswärtigen Amtes erschienen; den richtigsten Einblick in
die Entwickelung der kolonialpolitischen Ansichten der Reichsregierung würde
man aber wahrscheinlich erhalten, wenn man zuerst dieses letzterschienene
Heft und dann erst die früheren lesen würde; denn, allem Anschein nach,
liegt der spät hervorgetretene Keim zu der Geneigtheit, deutsche Ansiedelungen
in fernen Weltteilen unter den unmittelbaren Schutz des Reiches zu nehmen,
in der Behandlung der vor der Annexion der Fidji-Inseln durch England
dort angesiedelten Deutschen nach der englischen Besitzergreifung. Zur Zeit
derselben war der Standpunkt der deutschen Regierung durchaus derjenige
der jetzigen Gegner jeder Kolonialpolitik Deutschlands: sie glaubte an eine
Identität der maritimen Interessen Deutschlands mit denen Englands und
wies Besorgnisse des deutschen Konsuls in Sidney wegen der Folgen der
Annexion Fidji's für die deutschen Landbesitzer als grundlos unter dem Aus-
druck der Hoffnung zurück, dieselben würden sich im Gegenteil unter der
zivilisierten englischen Regierung besser befinden, als unter untergeordneten
staatlichen Zuständen. Eine zehnjährige Verhandlung aber, welche erforderlich
war, um nur zur Einsetzung einer deutsch-englischen Kommission zu gelangen,
während inzwischen die deutschen Interessen in Fidji schweren Schaden litten,
hat ohne Zweifel wesentlich dazu beigetragen, die Erkenntnis zum Durch-
bruch zu bringen, daß es doch das beste ist, deutsche Interessen da, wo noch
keine geordnete Staatsautorität besteht, unter den Schutz des deutschen Reiches
zu stellen. (National-Zeitung.)
19.—21. Januar. (Preußen.) Erste Beratung des Etats.
20. Januar. (Neu-Guinea.) Der Reichskanzler beauftragt
den deutschen Botschafter in London telegraphisch, zu erklären, daß
eine Besitznahme der Nordostküste von Neu-Guinea durch England
mit deutschen Ansprüchen kollidieren und in Widerspruch mit den
früheren Versicherungen der englischen Regierung, das Protektorat
auf die Südküste zu beschränken, stehen würde.
20. Januar. (Handelsvertrag mit Griechenland.) Reichs-
tag: nimmt den Vertrag nach kurzer Debatte über den Einfluß des
deutschen Zolltarifs von 1879 auf den Abschluß der Handelsverträge
in erster und zweiter-Lesung an.
20. Januar. (Marine-Etat.) Reichstag: bewilligt in zweiter
Lesung den ganzen Marine-Etat.
Bei der Position „Gehalt des Chefs der Admiralität ruft die Be-
Europ. Geschichtskalender XXVI. Bd. 2