Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Erster Jahrgang. 1885. (26)

354 Schweden. (Ende April — September 25.) 
Ende April. Über Verteidigungsmaßregeln auf der Insel 
Gotland für den Fall eines russisch-englischen Kriegs schreibt die 
„Nordd. Allg. Ztg."“: 
Die Wahrung der Neutralität Schwedens während eines möglicher- 
weise eintretenden Krieges zwischen England und Rußland soll diesmal eine 
weit mehr ausgesprochene und entschiedene sein, als sie während des Krim- 
krieges gewesen ist. Die Verteidigungs-Anstalten, die auf der Insel Gotland, 
dem am meisten ausgesetzten Punkte, getroffen werden, sind sehr umfassend; 
außer Kanonenbooten mit Kanonen von Karlskrona sind Festungs-Artillerie= 
Truppen und Sappeure zu Befestigungs-Arbeiten dahin abgegangen; die 
National-Bewaffnung der Insel, eine Art Landwehr, ist mobil gemacht; ferner 
sind neue Truppen dahin kommandiert worden. 
9. Mai. Der Wehrgesetzentwurf wird von beiden Kammern 
angenommen. 
Das Gesetz normiert eine Dienstzeit von 12 Jahren und zwar in 
zwei Aufgeboten von je 6 Jahren; außerdem wird eine 6 jährige Landsturm- 
pflicht eingeführt. Die Ubungszeit wird auf 12 Tage festgestellt, während 
der Regierungsentwurf die bestehende Frist von 30 Tagen auf 48 erhöhen 
wollte. 
Der Entwurf wird in der ersten Kammer mit 79 gegen 50, in der 
zweiten mit 126 gegen 85 Stimmen genehmigt. 
25. September. Zum Minister des Auswärtigen wird 
an Stelle des zurücktretenden Freiherrn von Hochschild der bisherige 
Gouverneur der Provinz Gothenburg, Graf Ehrensvärd, ernannt. 
2. Norwegen. 
3. Februagr. Der Storthing wird vom Kronprinzen durch 
Verlesung der folgenden Thronrede eröffnet: 
Gute Herren und norwegische Männer! Unser Verhältnis zu den 
fremden Mächten ist andauernd das beste. Der Friede, dessen Erhaltung 
Gegenstand der Bestrebungen der Mächte ist, hat gemeinschaftliche Arbeiten 
zur Förderung zivilisatorischer Unternehmungen gestattet. In diesem Sinne 
habe ich eine Einladung erhalten, welche die kaiserlich deutsche Regierung 
nach Übereinkunft mit der Regierung der französischen Republik zu einer 
Konferenz, betreffend Maßnahmen zur Beschützung des Handels und der 
Schiffahrt auf den großen Flüssen Westafrika's, hat ergehen lassen. Es sind 
auch Verfügungen getroffen worden, denen gemäß die vereinigten Reiche an 
den Verhandlungen teilnehmen werden, welche wichtige internationale Ver- 
bindungen vollständiger und fruchtbringender zu machen bezwecken. Es ge- 
reicht meinem Herzen zur Befriedigung, Ihnen mitzuteilen, wie tief ich die 
Zunahme des Familienglücks empfinde, das mir und meinem Hause seit 
unserem letzten Beisammensein durch die Geburt eines geliebten Enkels be- 
schieden ist. Die Bedingungen sind schwer, unter denen unser Volk sich zu 
immer vollkommeneren Gesellschaftszuständen emporarbeiten muß. Es ist 
aber meine feste Hoffnung, daß die Schwierigkeiten durch gegenseitiges Ver- 
trauen und dadurch überwunden werden können, daß das Land durch seine 
Repräsentanten dazu seinen Beistand gewährt. Ich rufe diesen an. Mehrere 
Angelegenheiten erfordern gesetzliche Regelung. Entwürfe werden zu diesem 
 
	        
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