366 HNie Kürkei und ihre Masallenssaten. (Septbr. 21. — Oktbr. 3.)
Einwohner ohne Unterschied der Rasse und der Religion. Ich wende mich
an Ew. Majestät und Ihre Regierung mit der Bitte, den neuen Stand der
Dinge anzuerkennen, und bitte, bei Sr. Maj. dem Sultan zu vermitteln,
damit er diese Einigung gutheiße, um unnützes Blutvergießen zu vermeiden,
denn das Volk ist entschlossen, die vollzogene Thatsache mit seinem Leben zu
verteidigen. Alexander.
Ein Teil der Großmächte begnügt sich damit, den Empfang des Rund-
schreibens zu bestätigen, die andern geben auf dasselbe überhaupt keine
Antwort.
21. September. Der Fürst zieht in Philippopel ein und
übernimmt die Regierung.
Er bestätigt alle Beamte in ihren bisherigen Stellungen, ernennt
Dr. Stransky zu seinem Kommissar, überträgt demselben die Regierung und
ermächtigt ihn, alle Verordnungen des Fürsten während seiner Abwesenheit
aus Philippopel zu unterschreiben.
23. September. Rundschreiben der Pforte an die Signatar-
mächte des Berliner Vertrages,
in welchem sie gegen das Verhalten des Fürsten von Bulgarien und
die Verletzung des Vertrages Protest erhebt und erklärt, der Sultan habe
beschlossen, die ihm laut Artikel 16 des Berliner Vertrages zustehenden Rechte
effektiv auszuüben. Zum Schluß ruft die Pforte die wohlwollende Inter-
vention der Signatarmächte an, um den Fürsten Alexander zur Achtung
seiner Verpflichtungen zurückzurufen. (St. A. 46, 8851.)
23. September. Der bulgarische Kriegsminister, (russische)
General Kantakuzene, sowie alle russischen Offiziere suchen auf Be-
sehl des Kaisers von Rußland ihre Entlassung nach.
Der Fürst befetzt die sämtlichen frei gewordenen Stellen mit jungen
bulgarischen Offizieren und übernimmt selbst den Oberbefehl über das Heer.
24. September. Die Sobranje beauftragt die Regierung, an
die Großmächte ein Gesuch um Anerkennung der rumelischen Union
zu richten.
Die Kammer genehmigt ferner einen außerordentlichen Kredit von 10
Millionen Fr. für den Fall eines Krieges. Ferner wird das Budget für
dieses Jahr und für das nächste Jahr angenommen und die Regierung er-
mächtigt, falls es notwendig sein sollte, die für die übrigen Ministerien vo-
tierten Kredite für die Bedürfnisse des Kriegsministeriums zu verwenden.
3. Oktober. Eine Deputation von Bulgaren wird vom
Kaiser von Rußland in Kopenhagen empfangen.
Nach Angabe der Deputation soll der Kaiser dieselbe versichert haben,
er werde versuchen, im Einvernehmen mit den übrigen Signatarmächten des
Berliner Vertrages eine friedliche Lösung der bulgarischen Frage herbeizu-
führen. Nach andern Berichten hat der Kaiser seinen Unmut darüber ge-
äußert, daß man in Ostrumelien ohne Vorwissen Rußlands vorgegangen sei
und erklärt, was in Philippopel geschehen sei, müsse rückgängig gemacht wer-
den, das erfordere die Vertragstreue.
Dem englischen Vertreter in St. Petersburg wird vom russischen Aus-
wärtigen Amte mitgeteilt, der Kaiser habe der Deputation geantwortet, er
sympathisiere mit den Bulgaren aber er mißbillige durchaus die Revolution