Die Türkei und ihre Vasalenstaaten. (Oktober 10.—19.) 367
in Ostrumelien; er habe die Bulgaren vor der Gefahr gewarnt, in welche
sie wahrscheinlich ihre Handlungsweise bringen würde, habe aber hinzugefügt,
daß Bulgarien nichtsdestoweniger, wenn es angegriffen werden sollte, auf
Rußlands Intervention zählen könne. (St.A. 46, 8864.)
10. Oktober. Antwort der griechischen Regierung auf die
mündlichen Vorstellungen der Großmächte. (Siehe Griechenland.)
13. Oktober. Die Botschafter in Konstantinopel beschließen
eine gemeinschaftliche Erklärung an die Pforte und die Regierungen
von Bulgarien, Serbien und Griechenland zu richten.
Die Deklaration besagt im wesentlichen folgendes: Auf Antrag Ruß-
lands versammelten sich die Botschafter, um im Hinblick auf die Wahrung
des Friedens und Vermeidung jedes Blutvergießens, bis die Mächte ent-
sprechende Beschlüsse gefaßt haben werden, eine Deklaration zu. vereinbaren.
Die Botschafter loben die Haltung des Sultans; sie hoffen, daß der Sultan
in seiner versöhnlichen Haltung verharren werde; sie tadeln und verdammen
die Ereignisse in Ost-Rumelien und machen die Führer der unionistischen
Bewegung verantwortlich für jede Provokation, welche geeignet sei, in den
benachbarten Provinzen eine Agitation hervorzurufen. Die Bulgaren werden
aufgefordert, an der Grenze keine Truppen zu konzentrieren und ihre Rüstungen
einzustellen. Die Note schließt mit der Aufforderung an die Bevölkerung,
zur Ordnung zurückzukehren, denn sie dürfe auf keinen Beistand der Mächte
rechnen. (St.A. 46, 8868.)
Diese Erklärung wird am 14. in Konstantinopel, am 16. in Sophia,
am 22. Oktober in Athen und am 24. Oktober in Belgrad mittels einer
Kollektivnote übergeben, in welcher die Mächte die Hoffnung aussprechen, daß
die betreffende Regierung mit Rücksicht auf diese einmütige Bethätigung der
friedlichen Absichten Europas, ihrerseits alles vermeiden würde, was eine
Gefährdung des allgemeinen Friedens herbeizuführen geeignet sei.
Die Antworten der Regierungen siehe 17., 26. und 31. Oktober.
17. u. 19. Oktober. Durch zwei Rundschreiben beantwortet
die bulgarische Regierung die Vorstellung der Großmächte vom
13. Oktober dahin,
daß sie im Prinzipe der Deklaration der Großmächte zustimme; sie
erneuere die vorher von dem Fürften gegebenen Versicherungen und verpflichte
sich formell, keine Agitation zu gestatten, die in den benachbarten Gegenden
des Landes, wo sich thatsächlich die bulgarischen Streitkräfte befänden, ent-
stehen oder geschaffen werden könnte. Die Führer der verschiedenen Korps
seien für jeden Akt verantwortlich gemacht, welcher geeignet wäre, an den
Nachbargrenzen Gefahren zu schaffen; an diesen Grenzen würde keinerlei
Konzentrierung stattfinden, sondern nur die notwendige Truppenzahl ausge-
stellt werden, um den Frieden und die Sicherheit zu schützen, die weiteren
Rüstungen würden, da die unter den Fahnen befindlichen Truppen zur Auf-
rechterhaltung der Ruhe genügten, eingestellt werden. Zum Schluß spricht
die Regierung die bestimmte Hoffnung aus, daß die Mächte die Bitte um
Mitwirkung und Intervention beim Sultan günstig aufnehmen würden, da-
mit der heiße Wunsch der Bevölkerung in Erfüllung gehe. Derart könne
man, anstatt durch die Trennung der Bruderländer die Stabilität gefährdet
zu sehen, durch die Union die Grundlagen derselben befestigen. (St.A.
46, 8871.)