368 Die Tũrkei and ihre Jasalensaalen. (Cktober 18. — 26.)
18. Oktober. Fürst Alerander schickt den früheren Minister
Grekoff an den König von Serbien mit einem Schreiben,
in welchem es heißt: daß die Bevölkerung Bulgariens anfange, sich
über die aus Serbien eintreffenden Nachrichten zu beunruhigen, sie könne
jedoch diesen Geruchten, die darauf abzielten, die Bande der Freundschaft und
Bluteverwandschaft, welche die beiden Bruderländer einigten, zu zerreißen,
keinen Glauben schenken. Ter Fürst bittet dann den König, ihn zu ermächtigen,
diesen Gerüchten entgegenzutreten. Die Ereignisse in Rumelien und die Ver-
einigung beider Bulgarien seien nicht gegen Serbien gerichtet. (St. A. 46, 8865.)
Der König lehnt es ab, Grekoff zu empfangen.
21. Oktober. Die Pforte ladet die Großmächte ein, ihre Bot-
schafter in Konstantinopel zur Teilnahme an einer Konferenz zu er-
mächtigen.
In der Einladung heißt es, daß die Konferenz zusammentreten solle,
„um ohne Verzögerung zu der Lösung der in Ost-Rumelien aufgetauchten
Schwierigkeiten zu gelangen. Diese Lösung wird zur Grundlage wesentlich
die Aufrechterhaltung des Berliner Vertrages in Ubereinstimmung mit den
souveränen Rechten Sr. kaiserlichen Majestät des Sultans erhalten. Die Kon-
ferenz wird unter der Bedingung zusammentreten, sich ausschließlich mit den
Angelegenheiten Ost-Rumeliens zu beschäftigen.“ (St. A. 46, 8873.)
26. Oktober. Antwort der serbischen Regierung auf die Kol-
lektivnote der Mächte vom 24. (13.) Oktober:
Die serbische Regierung erklärt, daß sie der Deklaration der Bot-
schafter, für deren Mitteilung sie den Mächten dankbar sei, die ernsteste
Aufmerksamkeit zuwenden werde. Glücklicherweise könne sie darthun, daß seit
dem Ausbruche der Revolution in Ost-Rumelien und dem Eindringen bul-
garischer Truppen in dieses Land alle Handlungen der serbischen Regierung
im Einklang gewesen seien mit dem Prinzipe, welches die Großmächte durch
ihre Verurteilung der revolutionären Bewegung in Ost-Rumelien so energisch
kundgethan hätten. In seiner Eigenschaft als ein Nachbarstaat Bulgariens
und indem seine Existenz als ein selbständiger Staat auf dem Berliner Ver-
trag basiere, sei Serbien nicht in der Lage, gegenüber der Situation, welche
durch die schwere Verletzung dieses Vertrages seitens Bulgariens geschaffen
worden sei, teilnahmslos zu bleiben. Serbien habe sich niemals auf einen
andern Standpunkt gestellt, als auf denjenigen, den die Großmächte in dieser
Frage einnähmen, nämlich auf den Boden der absoluten Achtung vor dem
Rechte und den Verträgen, und dies selbst um den Preis der schwersten ma-
teriellen Opfer. Serbien sei immer bestrebt gewesen, das Vertrauen Europas
zu erringen und glaube sich desselben, sowie der Rolle, die ihm als dem-
jenigen Staate, welcher den alten Kulturstaaten am nächsten liege, zufalle,
würdig bewiesen zu haben. Die königliche Regierung habe bis jetzt dargethan,
wie sehr sie wünsche, daß der Status quo ante in seinem vollen Umfange
sowohl im Wesen als in der Form aufrechterhalten bleibe, und sie zögere
nicht, die Versicherung zu wiederholen, daß es ihr aufrichtiger Wunsch sei,
daß die legitime Autorität Sr. Majestät des Sultans nicht nur bald wieder
hergestellt, sondern sogar noch befestigt werde. Weit entfernt davon, den all-
gemeinen Frieden zu gefährden, habe die königliche Regierung auch deutlich
gezeigt, wie sehr sie selbst an dem Frieden hänge, und sie werde sich glück-
lich schätzen, bei jeder Gelegenheit durch ihre Maßregeln die aufrichtigste Er-
gebenheit für das Prinzip der absoluten Integrität der bestehenden Verträge