380 Ruminien. (November 6. — Dezember 7.)
schaft des französischen Volkes für das rumänische zu überbringen, dessen
schon lange hochgeschätzter politischer Sinn sich unter der geschickten und um—
sichtigen Leitung Ew. Majestät noch täglich zu vervollkommnen scheint.“
Der König erwiedert: „Ich freue mich, Anlaß zu haben, um Ihnen,
Herr Minister, zu sagen, wie sehr wir die guten Beziehungen zu Frankreich
bochschäfen und wie lebhaft wir wünschen, daß die aufrichtige Freundschaft,
welche so mächtige Bande zwischen unsern beiden Ländern geschaffen hat,
immer mehr auf starken und dauernden Grundlagen sich festige.“
Damit ist die Spannung zwischen Rumänien und Frankreich, welche
durch die handelspolitischen Differenzen eingetreten war, beseitigt und der
Versuch der Opposition diesen Zwischenfall zum Sturz des Kabinets Brati-
ano zu verwerten mißlungen.
6. November. Der Minister des Auswärtigen, Cam-
pineano, nimmt seine Entlaffung; der Ministerpräsident Bratiano
übernimmt vorläufig das Portefeuille des Außern.
27. November. Eröffnung der Kammer.
In der Thronrede heißt es bezüglich der auswärtigen Lage: „Stark
durch die klare Pofition, die wir einnehmen und durch die freundschaftlichen
Beziehungen zu allen Mächten verfolgen wir die Ereignisse jenseits der Donau
mit größter Ruhe, aber auch mit beständiger Aufmerksamkeit. Unsere Ent-
haltung in dem Konflikte, dessen Lösung im wesentlichen den Signatarmächten
zusteht, legte sich uns von selbst auf; trotzdem hatten wir einen schmerzlichen
Eindruck, als wir gewisse Befürchtungen bezüglich der Erhaltung des allge-
meinen Friedens entstehen sahen, der für die Entwickelung aller Staaten so
notwendig, insbesondere für uns so wohlthätig ist, die wir noch so sehr zu
arbeiten haben, um jenen Grad der Entwicklung und des Fortschrittes zu
erreichen, welchen das ganze Land anstrebt.“
7. Dezember. Über Rumäniens Stellung gegenüber dem
serbisch-bulgarischen Konflikt erklärt der Ministerpräsident Bratiano:
Wir haben die Konstantinopeler Konferenz mit der Fae der Ab-
tragung der Festungen befaßt. Wir find von den besten Gesinnungen aller
Welt gegenüber erfüllt, und noch mehr ist dies gegenüber unseren Nachbarn
der Fall. Aber wir gehen darin nicht so weit, alle Welt sich befestigen zu
lassen, um selber unbeweglich auf der Stelle zu verbleiben oder uns selber
durch diese Befestigung Leiden zuzuziehen. Auf unser Begehren hat die Kon-
ferenz in Konstantinopel geantwortet, daß ihre Aufgabe eine scharf umgrenzte
und ganz andere sei. Es geschah also nicht eigens nur gegen die Bulgaren,
wie dies Herr Jonesco ar Interpellant) behauptet, daß wir die Abtragung
der Festungen verlangt haben; es geschah nur, um unsere Situation besser
aufzuklären, da wir selber in einem gegebenen Augenblicke das Bedürfnis
empfinden könnten, einige Punkte an der Donau zu befestigen.
ber den Zweck seiner Reise nach Berlin und Friedrichsruhe (val.
2. Oktober) äußert der Minister:
„Was habe ich denn in Berlin und anderwärts gesucht, meine Herren?
Jedermann kann sich darüber Rechenschaft geben. Ich war dort, um mich
zu orientieren, um mich zu belehren über die Entwicklung und die Wichtig-
keit, welche die Ereignisse annehmen können. Ich habe die Überzeugung er-
langt, daß die Großmächte, für den Augenblick, den Frieden aufrechtzuerhalten
geneigt waren. Ich habe mich nicht ins Ausland begeben, um dort Rat-
schläge einzuholen; ich bin dort gewesen, um zu sehen, was zu thun sei;
und als ich erkannte, daß wir nicht bedroht seien, habe ich es für meine