Ruß-
land.
430 Aebersit der pvolitischen Entwichelu## des Jahres 1885.
sein werde, das Verhältnis zu England zu einem wahren Bündnis
zu gestalten: Gegen das Anerbieten italienischer Hilfe im Sudan
verlangte er die Unterstützung Englands für Italien im Mittel-
meer. Allein England lehnte dieses Anerbieten ab, weil es „vor
seinen muselmännischen Unterthanen nicht als militärisch hilfsbe-
dürftig erscheinen dürfe“; vor allem wird aber England auch seine
Beziehungen zu Frankreich nicht durch „Unterstützung Italiens im
Mittelmeer“ haben aufs Spiel setzen wollen. So kamen die wei-
teren von Mancini in Aussicht gestellten Expeditionen nicht zur
Ausführung und es blieb bei der Besetzung einiger Hafenorte,
die durch die Sudanunruhen außerordentlich an Bedeutung und
Verkehr verloren haben; und auch dieser Besitz ist nur mit großen
Opfern an Geld und Menschen erkauft, da das Klima den Auf-
enthalt für die Truppen außerordentlich erschwert. Dabei nimmt
Abessynien bei jedem Versuch der Italiener, weiter in das Innere
vorzudringen und dort gesündere Standquartiere für die Truppen
aufzusuchen, eine drohende Haltung an. Die Versuche, mit Abes-
synien dieserhalb in ein Vertragsverhältnis zu treten, sind bisher
gescheitert.
Auch in Italien mußte das Ministerium den Mißerfolg der
von der Kammer gebilligten Expedition mit seinem Sturze büßen.
Bei der Unfähigkeit der Opposition, ein neues Ministerium zu
bilden, blieb jedoch schließlich das Ministerium Depretis im Amt
und nur Mancini wurde, nachdem der Ministerpräfident selbst
interimistisch einige Monate das Ministerium des Auswärtigen
geleitet hatte, durch den Grafen Robilant ersetzt.
Der nahe Anschluß Italiens an England, dessen Wirkungen
außer bei der Kooperation am roten Meer, auch bei den Ver-
handlungen über die ägyptische Finanzkonvention zutage traten,
thaten übrigens den Beziehungen Italiens zu den deutschen Kaiser-
mächten keinen Abbruch. Mancini nahm es vielmehr als ein be-
sonderes Verdienst seiner Amtsführung in Anspruch, daß der An-
schluß an England erfolgt sei, ohne im mindesten das Bündnis
mit den Zentralmächten zu trüben.
Rußlands auswärtige Politik ist an anderer Stelle be-
sprochen. Von den Vorgängen im Innern interessierten besonders