Spanien. (September 21. — November 18.) 277
sich an ihre Spitze. General Valarde und Oberst Graf Mirasol,
welche sie zur Ruhe zu bringen suchen, werden getötet. Da aber
die übrigen Truppen sich der Bewegung nicht anschließen, werden
die Aufständischen schnell aus der Stadt gedrängt und zersprengt.
Der Rest wird Tags darauf gefangen genommen ebenso ihr Führer.
Es erfolgen zahlreiche Verhaftungen von Anhängern Zorillas, welche
das Pronunziamento veranlaßt haben.
21. September. Die Königin trifft in Madrid ein und
wird von der Bevölkerung mit begeisterten Zurufen empfangen. Alle
Minister find nach Madrid zurückgekehrt. Der Ministerrat beschloß
gegen die republikanische Bewegung mit aller Schärfe einzuschreiten.
über Neu-Kastilien wird der Belagerungszustand verhängt.
2. bezw. 5. Oktober. Das Kriegsgericht verurteilt den Ge-
neral Villacampa, 3 Offiziere, 8 Unteroffiziere und 2 Zivilisten
zum Tode. Die Königin aber begnadigt alle Verurteilten. Infolge
dessen bringt ihr die Bevölkerung namentlich während einer Theater-
vorstellung am 5. Oktober stürmische Huldigungen dar. Die ge-
mäßigten Republikaner unter Castelars Führung weisen in der Kam-
mer jede Gemeinschaft mit den Anhängern Zorillas zurück.
6. Oktober. Kriegsminister Jovellar und Marineminister
Berenger geben aus Anlaß der Begnadigung der Aufständischen ihre
Entlassung ein.
8. Oktober. Das gesamte Ministerium tritt zurück, die
Königin beauftragt Sagasta mit der Neubildung des Kabinets.
Dasselbe besteht aus: Sagasta, Präsidium; Moret, Auswärtiges;
Castillo, Inneres; Alonso Martinez, Justiz; Gal-Castilla, Krieg;
Arias, Marine; Navarro-Rodrigo, öffentliche Arbeiten; Puigcerver,
Finanzen; Balaguer, Kolonien.
General Lopez Dominguez hatte den Eintritt ins Kabinet
abgelehnt. »
15. Oktober. Der Belagerungszustand über Neu-Kastilien
wird wieder aufgehoben.
29. Oktober. 1200 Unteroffiziersstellen werden im Heere ge-
strichen, um dasselbe von revolutionären Elementen zu säubern.
18. November. Bei Eröffnung der Kammerrn legt Sa-
gasta das Programm des neuen Kabinets vor.
Er erklärt, dasselbe werde die Politik der liberalen Reformen fort-
setzen. Das allgemeine Stimmrecht ist Sagasta nicht geneigt sofort einzu-
führen, sondern will diese Reform einem späteren Zeitpunkte vorbehalten; in
der gegenwärtigen Legislaturperiode würde hiefür keine Zeit übrig bleiben.