Runmũnien. (Januar 24.— März 22.) 393
XVI.
Numänien.
24. Januar. (Israeliten.) Der Kassationshof entscheidet
in letzter Instanz, die in Rumänien geborenen Israeliten seien als
Fremde zu betrachten.
1. Hälfte Februar. (Wahlen.) Einschließlich sämtlicher Stich-
wahlen entfallen von den 183 Sitzen der neuen Deputiertenkammer
126 auf die Regierungspartei, 7 auf die Partei der Unabhängigen,
49 auf die Opposition; ein Abgeordneter ist Sozialist.
1. Hälfte Februar. (Rumänien und die deutsch-öster-
reichische Allianz.) Im Anschluß an eine Reise Minister Sturdzas
nach Oesterreich und Deutschland taucht die Meinung auf, dieselbe
sei erfolgt zum Zweck des Anschlusses Rumäniens an das deutsch-
österreichische Bündnis. Demgegenüber erklärt eine Bukarester Zu-
schrift der „Pol. Korr.“,
daß von einem Eintritte Rumäniens niemals die Rede gewesen und
jeder Widerspruch berechtigt sei, welcher sich gegen von Rumänien angeblich
eingegangene Abmachungen richte. Das schließt jedoch, fügt der offiziöse
Korrespondent hinzu, nicht aus, daß Rumänien, insoweit dies innerhalb seines
eigenen Machtbereiches gelegen sei, sich bereit erklärt habe, die friedlichen
Absichten jenes Bündnisses unter der Bedingung zu unterstützen, daß hieraus
für die Neutralität des Landes und die Unverletzlichkeit seiner Grenzen kein
Nachteil erwachse. Rumänien habe keine Ursache, durch eine Erklärung im
voraus seine Haltung in einem etwaigen europäischen Konflikte zu binden,
da durch eine prinzipielle Parteinahme das Hauptziel seiner Politik, nämlich
die Neutralität, in Frage gestellt würde. Die rumänische Politik der freien
Hand bezwecke aber nicht etwa, sich auf Seite des Siegers zu stellen, sondern
sie habe die Wahrung des Selbstbestimmungsrechtes Rumäniens jedem Staate
gegenüber zum Ziele, von welchem dasselbe gefährdet werden könnte. Da
Oesterreich-Ungarn keinen Anlaß habe, Rumänien aus seiner Neutralität
herauszudrängen, könne und werde sich Rumäniens Neutralität auch niemals
gegen Oesterreich-Ungarn kehren.
1. Hälfte März. (Kabinetswechsel.) Ministerpräsident
Bratiano reicht infolge von lebhaften Angriffen in der Kammer
seine Entlassung ein. Nach dem Scheitern der Kombination Ghika-
Lekka wird Bratiano mit der Neubildung eines Ministeriums be-
traut. Dasselbe setzt sich in folgender Weise zusammen:
Bratiano, Präsidentschaft und Krieg; Sturdza, Finanzen; Pherekyde,
Aeußeres; Nacu, Kultus und Unterricht, sowie interimistisch Inneres; Aure-
lian, öffentliche Arbeiten; Gane, Handel, und Giani, Justiz.
22. März. (Auswärtige Politik.) Ministerpräsident Bra-