Vas beensche Reich und seine einjeluen Slieder. (Aug. 25. — Anf. Sept.) 149
nen zu wirken; die dem Papsttum zukommende Weltstellung zur
Vermittelung der sozialen Zwistigkeiten immer mehr zur Anerken-
nung zu bringen; die Wiederherstellung der territorialen Souverä-
nität des Heiligen Stuhles für ein Interesse aller weltlichen Ge-
walten zu erklären; die ausschließliche Leitung des Religionsunter-
richtes durch die Kirche zu fordern, sowie auch für den Unterricht
in anderen Fächern den konfessionellen Charakter anzustreben, und
letzteren vor allem in der Volksschule wiederherzustellen; die Ar-
beiterbevölkerung vor den Grundsätzen und der Agitation der So-
zialdemokratie zu warnen; dem Deutschen Kaiser für seine Thätig-
keit zur Herbeiführung des sozialen Friedens zu danken; der Zen-
trumsfraktion die Zuversicht zu ihrem Verharren in den Bestre-
bungen der Sozialreform auszusprechen.
25. August. An den Kaiser geht von dem zugleich tagenden
katholischen Verein „Arbeiterwohl“ folgendes Telegramm ab:
„Die heute hier in Koblenz tagende Generalversammlung des Vereins
„Arbeiterwohl“" spricht Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser den ehrerbietigsten
Dank aus für die Erlasse vom 4. Februar und verspricht freudige Unter-
stützung bei der Durchführung der darin niedergelegten Ziele."
25. August. In Anlaß einer von Bebel berufenen sozial-
demokratischen Versammlung in Berlin finden Tumulte statt,
bei welchen eine Anzahl von Polizei= und Schutzleuten verwundet
wird. Infolge dessen wird, da die Berliner Garnison zu Uebungen
ausgerückt ist, eine Brigade des dritten Korps nach Berlin gezogen.
28. August. In Kaiserslautern wird in der Nachwahl
zum Reichstage an Stelle Migquels der nationalliberale Kandidat
Brunk trotz großer Gegenagitation gewählt.
31. August. Der Kaiser empfängt Dr. Peters in Privat-
audienz und überreicht ihm den Kronenorden dritter Klasse.
Anfang September. Mehrere Zeitungen (u. a. die Wiener
„Politische Korrespondenz“) bringen Nachrichten, daß die Zusam-
menkunft des deutschen und russischen Kaisers im ganzen
oder wenigstens in den letzten Tagen einen kühlen und formellen
Charakter getragen habe. Hiezu schreibt der „Reichsanzeiger“
Der „Hamburger Korrespondent“ stellt in einem „zu der Kaiser=
begegnung" überschriebenen Artikel Betrachtungen an, welche darin gipfeln,
daß „die Begegnung des Kaisers Wilhelm mit dem Zaren den an sie ge-
lnüpften Erwartungen nicht ganz entsprochen habe.“ Dies wird unter an-
derem daraus gefolgert, „daß man in St. Petersburg ein Entgegenkommen
des Deutschen Kaisers voraussetzte, von dem vernünftigerweise keine Rede
sein konnte,“ daß der Abschied der beiden Monarchen „sehr verschieden von
dem Empfange gewesen,“ „die anfängliche Herzlichkeit seit dem letzten oder