278 Rermegen. (Mai 17 Juli 5.)
den“. Eine Arbeiterdeputation wird vom Präsidenten des Stor-
things empfangen, welcher verspricht, die Wünsche der Arbeiter dem
Storthing vorzulegen.
17. Mai. Der neue Handels= und Schiffahrtsvertrag
zwischen Norwegen und Schweden (das sogenannte Zwischen-
reichsgesetz) wird von beiden Abteilungen des Storthinges ange-
nommen.
1.—5. Juli. Besuch des deutschen Kaisers in Chri-
stiania. Bei dem Diner am 2. Juli feiert der König den Kaiser
in einem Toast, indem er sagt:
„Der hunderttausendstimmige Jubel des norwegischen Volkes gelte
nicht nur dem erhabenen Herrscher eines stammverwandten Volkes, sondern
ganz besonders auch dem thatkräftigen und volksfreundlichen Fürsten und
Menschen.“
Der Kaiser sagt in seiner Antwort:
„In Meiner Jugend ist es Mir nicht vergönnt gewesen, größere
Reisen zu machen, weil es der Wunsch Meines Großvaters war, stets in
Seiner Nähe zu weilen. Ich erachte es aber für einen Regenten als not-
wendig, daß er sich über alles persönlich informiert und aus direkter Quelle
Anschauungen sammelt, seine Nachbaren kennen lernt, um mit ihnen gute
Beziehungen anzuknüpfen und zu unterhalten; diese Zwecke sind es, die Ich
bei Meinen Reisen im Auslande verfolge.
Wenn Ich dieses Land aufgesucht habe, so ist es nicht allein die
Liebe und Freundschaft, welche Mich mit Ew. Majestät verbinden, sondern
auch zugleich die Hinneigung zu dem kernigen Volke, welche Mich hierher
geführt hat. Es zieht Mich mit magischen Fäden zu diesem Volke. Es ist
das Volk, welches sich im steten Kampfe mit den Elementen aus eigener
Kraft durchgearbeitet hat, das Volk, welches in seinen Sagen und seiner
Götterlehre stets die schönsten Tugenden, die Mannentreue und Königstreue,
zum Ausdruck gebracht hat. Diese Tugenden sind in hohem Maße den
Germanen eigen, welche als schönste Eigenschaften die Treue der Mannen
gegen den König und des Königs gegen die Mannen hochhielten. Das
norwegische Volk hat in seiner Litteratur und Kunst alle diese Tugenden
gefeiert, die eine Zierde der Germanen bildeten.
In früherer Zeit zogen die Norweger über das Meer, um andere
Völker zu bekriegen, jetzt kommen die Deutschen zu friedlichem Besuch nach
Norwegen. Wenn aber wieder einmal Gefahr drohen sollte, so bin Ich
überzeugt, daß heute die norwegischen Krieger, ebenso wie die Alten, bereit
sein werden, das Schwert in die Faust und den Schild vom Nagel zu
nehmen, um treu für ihren König einzustehen. Der Jubel Ihres Volkes
hat Mich tief bewegt. Ich betrachte denselben als einen Ausdruck nicht nur
gegen Meine Person, sondern auch als einen Ausdruck der norwegischen
Voltsgesinnung gegen Deutschland und gegen Ew. Majestät, Meinen Gast-
geber.“