Tũrkei. (Juni 21. -Okt. 15.) 291
minister ernannt; an seine Stelle tritt der Minister der öffentlichen
Arbeiten Zihni Pascha, welcher durch den Direktor der indirekten
Steuern Raif Pascha ersetzt wird; an Stelle des letzteren über-
nimmt Hassan die indirekten Steuern.
21. Juni. In Beantwortung der letzten Note der Pforte,
wonach Rußland mit der Bezahlung der Kriegsentschädigung
bis zum Spätherbst warten möge und, falls der verpfändete Zehent
nicht einginge, der Staatsschatz für den Betrag aufkommen würde,
überreicht der russische Botschafter Nelidow der Pforte eine neue
Note, welche diese Antwort nicht befriedigend findet, eine schnelle
Erfüllung der Zahlungsverpflichtung verlangt und erklärt, daß der
Botschafter sich verneinenden Falles alle Maßregeln vorbehalten
müsse.
Ende Juni findet in Erzerum ein blutiger Zusammenstoß
zwischen dem türkischen Militär und der armenischen Bevöl-
kerung statt. Frankreich, England und Rußland machen der Pforte
offizielle Vorstellungen wegen der Mißstände in Armenien.
19. Juli. Auf Ansuchen der bulgarischen Regierung ernennt
der Sultan gegen die Wünsche der Griechen und Serben, auch gegen
den Protest des Patriarchen drei bulgarische Bischöfe für Mace-
donien.
27. Juli. (Konstantinopel.) Während des Gottesdienstes
in der armenischen Kathedrale entsteht ein Auflauf. Der
Patriarch flüchtet in ein naheliegendes Gebäude, die nachfolgende
Menge greift ihn thätlich an. Als die Polizei einschreitet, kommt
es zu einer blutigen Schlägerei, wobei ein Gendarmerie-Offizier
getötet und auf beiden Seiten mehrere Personen verwundet werden.
Ueber den Distrikt wird der Belagerungszustand verhängt.
3. September. Der Sultan begnadigt eine Anzahl der bis-
her von der Amnestie ausgeschlossenen Kreter.
11. September. (Konstantinopel.) Der armenische Bischof
Tadjan Oscamim wird beim Heraustreten aus der Kirche schwer
verwundet.
22. September. Der Kurdenhäuptling Mussa Bey, dessen
Gewaltthätigkeiten in Armenien zu einer Intervention der englischen
Regierung geführt hatten, wird verbannt.
September. Das Panzerschiff „Ertogrul“ geht mit 500
Mann auf dem Rückwege von Japan zu Grunde.
15. Oktober. Infolge der Differenzen zwischen der Pforte
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