Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenter Jahrgang. 1891. (32)

Kußland. (September Mitte — Dezember 21.) 277 
Teilen Europas oder Asiens, hauptsächlich aus solchen Ländern, wo 
sie zeitweilig besonderen Steuern oder politischen oder anderen Un- 
bilden unterworfen sind, nach anderen Weltteilen zu unterstützen 
und zu fördern, ferner in verschiedenen Teilen Nord= und Süd- 
amerikas und anderen Ländern Kolonien für landwirtschaftliche, 
kommerzielle und andere Zwecke zu bilden. 
Mitte September. Besuch des Kronprinzen von Italien 
in Kopenhagen, wo er auch mit dem Zaren zusammentrifft. 
25. September. Russische 3% ige Anleihe. 500 Millionen 
Franks. 
Sie soll aufgelegt werden von einem Konsortium von Bankhäusern 
in allen Ländern, in Paris Credit Foncier, in Berlin Warschauer und 
Mendelssohn. Diese beiden treten jedoch unter dem Druck einer starken Er- 
regung der öffentlichen Meinung in Deutschland wieder zurück. 
Die Nowoje Wremja macht darauf aufmerksam, die Anleihe mit 
ihrem Emissionskurse von 799/10/ stelle sich sehr viel ungünstiger für Ruß- 
land, als die mit dem aarnssel Venkaest Rothschild vor einem halben Jahre 
vereinbarte, dann aber wieder rückgängig gemachte Anleihe; diese letztere 
sollte 81/1% netto ertragen, während die neue Anleihe, für welche, wie 
gerüchtweise verlaute, eine außerordentlich hohe Bankier-Provision, nämlich 
3,3%, vereinbart worden, nach Abzug derselben nur 76,45% netto ertragen 
würde. Auch die Bedingungen der Tilgung seien ungünstige. Legt man 
den obigen Emissionskurs der Anleihe mit 76,45% zu Grunde, so wird die 
Anleihe netto 95,562,500 Rubel Gold ertragen, für die jährlich an Zinsen 
3,750,000 Nubel Gold gezahlt werden; die jährliche Tilgungsquote beträgt 
369. 250 Rubel Gold, so daß die Anleihe dem Staate jährlich bis zu ihrer 
Tilgung 4,119,250 Rubel Gold kosten wird, d. h. 4,31% des Gesamtertrages. 
Anfang Oktober. Das Departement für die geistlichen An- 
gelegenheiten der ausländischen Konfessionen (Ministerium des In- 
nern) ordnet an, daß vom 1. Januar 1892 an sämtliche evan- 
gelisch-lutherischen Kirchenbücher in russischer Sprache ge- 
führt werden müssen. 
Mitte Oktober. Die russische Anleihe wird 7½mal ge- 
zeichnet, fast ausschließlich in Frankreich. Nach einiger Zeit ergibt 
sich jedoch, daß die Zeichner die Stücke nicht abzunehmen gedenken; 
der Kours schwankt um 10% auf und ab. 
2. November. (Petersburg.) Ein Ukas dehnt das Aus- 
fuhrverbot auf alles andere Getreide (ausgenommen Weizen) und 
auf Kartoffeln, sowie auf Produkte aus Getreide, dessen Ausfuhr 
verboten ist, und aus Kartoffeln, wie Mehl, Malz, Grütze, Teig, 
gebackenes Brot aus. 
21. November. Weizen-Ausfuhrverbot. 
21. Dezember. (Riga.) Die Rigasche „Polizei-Zeitung“ ver- 
öffentlicht ein Rundschreiben des Ministers der Volksauf=
	        
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