Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achter Jahrgang. 1892. (33)

VI. 
Frankreich. 
5. Januar. Schreiben des päpstlichen Staatssekretariats an den 
Kardinalerzbischof von Paris, in welchem der Papst die Pflichten 
darlegt, die den französischen Katholiken angesichts der gegenwär- 
tigen inneren Lage Frankreichs obliegen. Er richtet darin an die 
Katholiken die Mahnung, daß sie sich jeder heftigen Polemik, welche 
geeignet wäre, Erregung hervorzurufen, enthalten mögen, und for- 
dert sie auf, sich zum Schutze ihrer religiösen Rechte und Interessen 
entschlossen auf den verfassungsmäßigen Boden zu stellen. Der Kar- 
dinalerzbischof von Paris ist beauftragt, das päpstliche Schreiben 
den hervorragendsten Persönlichkeiten der katholischen Partei zur 
Kenntnis zu bringen. 
5. Januar. (Paris.) Der Senat nimmt die Zollvorlage 
mit 205 gegen 4 Stimmen an; die Kammer am 7. mit 398 gegen 
114 Stimmen. 
19. Januar. Deputiertenkammer. Lessenne und Laur (Bou- 
langisten) verlangen die Regierung wegen der vom „Intranfigeant"“ 
gegen ein Mitglied des Kabinetts vorgebrachten Beschuldigungen 
zu interpellieren. 
Laur schließt mit den Worten: „Ich hoffe nicht, daß die Kammer 
eine ihrer Freiheiten aufgeben wird, um ein Ministerium zu decken, das 
allgemein durch die öffentliche Meinung gebrandmarkt ist.“ Nachdem er 
diese Worte geäußert, steigt er von der Tribüne herab. In diesem Augen- 
blicke erhebt sich Constans, der seinen Platz vorn auf der Bank zwischen 
Freycinet und dem Handelsminister Roche hat. Er springt mit einem 
wilden Ruck in die Höhe. Freycinet packt ihn am Rock, um ihn zu halten. 
Aber der kleine alte Herr ist kein genügendes Hindernis gegen den großen, 
kräftigen Mann. Constans drängt sich an Freycinet vorbei aus der Bank 
heraus, ihn dabei beinahe umwerfend, stürzt auf Laur los, erreicht ihn am 
Fuße der Tribüne und haut ihm zwei wuchtige Ohrfeigen. Ein unbeschreib- 
licher Tumult bricht los. Die Abgeordneten springen von ihren Sitzen
	        
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