Italien. (Mai 5.—27.) 279
Das Defizit im Budget für 1892/93 werde 33 Millionen betragen,
wenn die von der Regierung vorgeschlagenen Maßnahmen von der
Kammer gebilligt würden. Die Regierung schlage überdies eine
Reform der Erbschaftssteuer und die Einführung des Zündhölgzchen-
Monopols vor. Hierdurch werde das Defizit auf 13 Millionen
reduziert werden. Zur Deckung dieses Fehlbetrages würden noch
weitere Ersparnisse gemacht werden. Um die Durchführung der
letzteren zu erleichtern, habe er einen Gesetzentwurf eingebracht,
durch welchen für zwei Jahre die Regierung ermächtigt werde, die
im Budget vorgesehenen organischen Ausgaben herabzusetzen (d. h.
der Minister beabsichtigt, die Beamtenschaft zu reduzieren). Das
Königreich Italien habe seit seiner Errichtung kein besseres Budget
besessen als dasjenige für 1892/93.
5. Mai. Deputiertenkammer. Die von Grimaldi beantragte,
von der Regierung angenommene Tagesordnung, wonach die Kammer
die Erklärungen der Regierung über die Lage und den Minister-
wechsel billigt und zur Tagesordnung übergeht, wird in nament-
licher Abstimmung mit 193 gegen 185 Stimmen abgelehnt. Acht
Deputierte enthalten sich der Abstimmung. Rudini reicht darauf
die Demission ein.
15. Mai. Giolitti, mit der Neubildung des Kabinetts be-
auftragt, bildet es folgendermaßen:
Giolitti Vorsitz, Inneres, interimistisch auch Verwaltung des
Schatzministeriums, Brin Auswärtiges, Ellena Finanzen, Pelloux
Krieg, San Bon Marine, Genala öffentliche Arbeiten, Martini
Unterricht.
Der Voranschlag pro 1892/93 wird von neuem aufgestellt.
Er weist jetzt nach Uebertragung der Auslagen für Eisenbahnbauten
aus den ordentlichen in die außerordentlichen durch Kredit zu
deckenden Ausgaben einen Ausfall auf von 13 Millionen, welcher
durch eine Steuer auf die Beamtengehälter, Umgestaltung der Zen-
tralverwaltung und Umarbeitung des Zolltarifs ausgeglichen
werden soll.
26. Mai. Nachdem Giolitti sein Programm entwickelt, nimmt
die Kammer in namentlicher Abstimmung mit 169 gegen 160
Stimmen bei 38 Stimmenenthaltungen eine von Baccelli beantragte
und von der Regierung angenommene Tagesordnung, welche ein
Vertrauensvotum enthält, an.
27. Mai. Giolitti teilt der Kammer mit, die Regierung habe