Belgien. (Januar 3. —Mai 10.) 289
X.
Belgien.
3. Januar. Emile de Laveleye f.
29. März. (Brüssel.) Minister des Auswärtigen, Fürst
v. Chimay f.
Anf. April. Abschluß eines Wahlbündnisses aller anti-
klerikalen Parteien auf Grund des Prinzips des allgemeinen
Stimmrechts.
26. April. (Brüssel.) Im Hinblick auf etwaige Arbeiter-
kundgebungen am 1. Mai werden Reservisten einberufen.
26. April. Die Kammer beginnt die Beratung der Verfas-
sungsrevision. Der Ministerpräsident Beernaert entwickelt in längerer
Rede die Vorgeschichte der Frage. Er erklärt alle vorgeschlagenen
Systeme der Revision abzulehnen und spricht sich für das englische
System aus, welches das Wahlrecht von der Innehabung eines
Wohngebäudes oder eines Teiles eines Wohngebäudes abhängig macht.
Frere-Orban verteidigt das Kapazitäts- System.
1. Mai. In Lüttich finden drei anarchistische Dynamitatten-
tate statt.
10. Mai. Bei der Abstimmung über die belgische Verfassungs-
revision in der Deputiertenkammer genehmigt die Kammer mit 110
gegen 13 Stimmen den Artikel 1 der revidierten Verfassung, durch
welchen Belgien in 9 Provinzen eingeteilt wird. Artikel 26, welcher
das königliche Referendum zur Folge hat, wird mit 78 gegen 48
Stimmen angenommen. Die vorgeschlagene Revision des die Prü-
fung der Wahlen der Kammermitglieder betreffenden Artikels 34
wird mit 120 gegen 11 Stimmen verworfen, dagegen diejenige des
Artikels 36, betreffend obligatorische Wiederwahl der zu Ministern
ernannten Kammermitglieder mit 78 gegen 52 Stimmen angenom-
men. Artikel 56 betreffend die Wählbarkeit der Mitglieder des
Senats wird mit 122 gegen 6 Stimmen angenommen, Artikel 53,
wonach der Wahlkörper für die Kammer und den Senat der gleiche
sein soll, wird mit 97 gegen 34 Stimmen genehmigt. Artikel 54,
welcher die Zahl der Senatoren festsetzt, wird mit 68 gegen 47
Stimmen, Artikel 48 betreffend das Recht des Thronerben auf einen
Sitz im Senat mit 87 gegen 19 Stimmen, der Artikel über die
Heiraten der Prinzen des königlichen Hauses mit 106 gegen 2
Europ. Geschichtskalender. Bd. XXXIII.