Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zehnter Jahrgang. 1894. (35)

Bie Gesrerreichisch Augmische Monarcie. (Januar 18.—Februar.) 201 
Im mährischen Landtag wird derselbe Antrag gegen die 
Stimmen der Tschechen abgelehnt (17. Jan.). 
18. Januar. (Ungarn.) Kirchenpolitik. 
Ein großer ungarischer Katholikentag in Pest protestiert gegen die 
kirchenpolitische Vorlage. Namentlich in ländlichen Kreisen ist die Agitation 
der Klerikalen, die die Anschauung des Kaisers zu vertreten behaupten, 
erfolgreich. 
25. Januar. Das Wiener „Fremdenblatt“ und die größeren 
Blätter bringen sympathische Berichte über die Annäherung zwischen 
Kaiser Wilhelm und Bismarck. 
25. Januar. (Böhmen.) 
Der Landtag lehnt mit allen Stimmen gegen die der Tschechen den 
Antrag Podlipnys ab, seine Tagesordnung wegen Aufhebung des Ausnahme- 
zustandes in Prag und Umgebung an einen Ausschuß zu verweisen. 
Januar. (Österreich.) Antisemitismus. 
Im niederösterreichischen Landtage und dem Wiener Gemeinderate 
stürmische Szenen zwischen Liberalen und Antisemiten. Ministerpräs. Fürst 
Windischgrätz erklärt einer Deputation des Vereins zur Abwehr des Anti- 
semitismus, die Regierung werde an der Gleichberechtigung aller Religions- 
gemeinschaften festhalten. 
4. Juli. (Ungarn.) In Debreczin findet eine große Volks- 
versammlung zu gunsten der kirchenpolitischen Vorlagen statt. 
5. Februar. Rückkehr des Kaisers nach Wien. 
6. Februar. Billroth, Professor der Chirurgie an der Uni- 
versität Wien, in Abbazia f. 
Anf. Februar. Schließung der technischen Hochschule in Graz 
wegen unbotmäßiger Haltung der Studenten. 
11. Februar. (Pest.) Ein liberaler Katholikentag erklärt 
sich für die kirchenpolitische Vorlage. 
13. Februar. (Parteien in Böhmen.) 
Im Landtage verteidigen Dr. Rieger (Alttsch.) und Graf Buquoy 
die Koalitionspolitik gegen die Angriffe der Jungtschechen und schließen mit 
der Verfsicherung unbedingter Anhänglichkeit an die Dynastie. Rieger er- 
mahnt seine Landsleute insbesondere zum Frieden mit den Deutschen und 
zur Anerkennung des Ausgleichs; Buquoy erwartet von der Regierung eine 
energische Bekämpfung der Umsturzgefahr. Am folgenden Tage betont Hall- 
wich die Versöhnlichkeit der Deutschen. Der böhmische Adel scheidet sich immer 
mehr von den radikal-demokratischen Jungtschechen. 
Februar. (Galizien.) Die Ruthenen fordern im Land- 
tage die deutsche Sprache als Unterrichtssprache. 
Januar. Februar. (Ungarn.) Nationalitäten. Kirchenpolitik. 
Die nichtmagyarischen Nationalitäten planen einen Nationalitäten- 
kongreß. Die ungarische Regierung tritt dem entgegen, indem sie Versamm- 
lungen, in denen die Delegierten gewählt werden sollen, verhindert. 
Die Serben erklären sich gegen die kirchenpolitische Vorlage, ebenso 
wird in Siebenbürgen stark dagegen agitiert.
	        
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